TRAUMREISEN
Wir alle haben ständig eine Art Liste im Kopf mit immer wieder wechselnden Wunschzielen, Reisen, die man unbedingt bald machen möchte. An begehrenswerte Orte, die einem in Büchern begegnen, in Filmen, TV-Dokumentationen oder in Gesprächen mit Freunden. Manche klingen besonders verheißungsvoll – wie Sansibar, Timbuktu, Titicacasee oder Popocatépetl. Andere locken aus weiter Ferne wie die Osterinsel, Papua-Neuguinea oder die Antarktis.
Als ich ein Kind war, erschien mir eine Reise in die Südsee wie ein ferner, unerfüllbarer Traum. Obwohl ich sie inzwischen häufig besucht habe, bleibt sie bis heute geheimnisvoll und ein Sehnsuchtsziel fürs Leben.
Besondere Reisen schaffen besondere Erlebnisse. Wir kennen sie doch alle, diese wunderbaren, ganz besonderen Momente, in denen man das Gefühl hat, die Zeit würde stillstehen. Bei Sonnenuntergängen über der Wüste, beim magischen Aufleuchten des grünen Polarlichts, beim Anblick eines kleinen Elefanten, der bei seiner Mutter Schutz sucht, bei einem überraschenden Heiratsantrag unter tropischen Palmen. Oder auf einem kulinarischen Höhenflug – ausgelöst durch die weltbeste Currywurst, das köstlichste Törtchen oder die perfekt inszenierten Geschmacksexplosionen der Sterneküche.
Nicht zu vergessen, die kostbaren Momente, die man mit Menschen erlebt. Zum Beispiel das kurze Gespräch mit einem Unbekannten, im Zug, am Flughafen, auf einer Fähre. Man wird sich nie wiedersehen, eine schöne Erinnerung im Herzen tragen, für einen Moment etwas geteilt zu haben, das einem im Alltag so niemals widerfährt.
ZUGREISEN
Auch eine Zugreise von A nach B kann ein spannender Baustein sein oder, wie in meinem Fall eine echte Leidenschaft. Es war das erste Buch von Paul Theroux, das bei mir vor vielen Jahren diese Leidenschaft auslöste.
In „Der alte Patagonien- Express“ (Verlag Hoffmann und Campe), einem der ersten Werke des großen amerikanischen Reiseschriftstellers Paul Theroux, fährt er von seiner Heimatstadt Boston bis an die Südspitze Argentiniens mit dem Zug. Mehrere Monate lang, auf Bummelbahnen oder Schnellzügen, in Schienenbussen, Expresszügen und Untergrundbahnen. Mit einem tollen Ziel vor Augen im Zug sitzen zu bleiben, während andere aussteigen, ist für ihn wie für mich ein Glücksgefühl.
Was ich am längsten genießen konnte, als ich 1988 zum 200. Geburtstag des Landes nach Australien reiste, um den Kontinent von Perth nach Sydney an Bord des Indian Pacific zu überqueren. 4352 Kilometer Outback, eine karge, menschenfeindlich Landschaft ohne wirkliche Höhepunkte.
Herrlich! An Bord karger Komfort, ein verstimmtes Klavier und schlechtes Essen. Was ich zum Glück vorher wusste. Statt großer Koffer brachte ich Kisten voller Köstlichkeiten an Bord. Plus Bücher und Spielkarten. Der Zug macht sich weiterhin jeden Sonntag auf den Weg von Perth Richung Osten, längst schon mit zeitgemäßer Ausstattung.
Mein Lieblings-Zug? Der Rovos Rail, The Pride of Africa. Ein 220 Meter langes Prachtstück auf Schienen, mit dem sich der Südafrikaner Rohan Voss den Traum seines Lebens erfüllt hat. Ein rollendes Fünfsternehotel mit 37 Suiten, zwei Restaurants und Aussichtsplattform zum Staunen. Zu seinen Standartstrecken gehört die Reise von Kapstadt nach Pretoria. Seine aufregendste, unter Umständen recht abenteuerliche Fahrt führt von Dar es Salaam, der Hauptstadt Tansanias, in 19 Tagen Richtung Süden bis nach Kapstadt.
Wobei wir bei einem Reisethema angekommen sind, das mich in seinen Bann gezogen hat, seit ich zum ersten Mal mit einem Jeep im Krüger Nationalpark unterwegs war: OUT OF AFRICA. Für mich und viele andere sind die großen Nationalparks im Osten und Süden des afrikanischen Kontinents die letzten Zufluchtsorte der Arche Noah. Man denkt an kurze Landepisten im Busch, auf denen kaum mehr als ein Dutzend Passagiere von Bord gehen, eine Handvoll verstreuter Lodges in der unberührten Weite der Busch- und Wüstenlandschaft, an unvergessliche Begegnungen mit Natur und Tierwelt. Abenteuer inklusive.
Dabei geht es allerdings nicht nur um die Big Five – Löwen, Leoparden, Elefanten, Nashörner und Büffel – sondern auch um die vielen kleinen, auf den zweiten Blick genauso faszinierenden Bewohner des Buschs, wie Chamäleons, Buschbabys, Nashornkäfer oder die Leopardenschildkröte. Kompetente Reisedesigner garantieren für Gänsehaut- und Glücksmomente auf Safaris in Tansania, Namibia, Botswana, Sambia, Simbabwe oder Südafrika. Wobei es schade wäre, eine Afrika-Reise auf Stippvisiten im Busch zu beschränken.
Man sollte sich selbst ans Steuer setzen und über Land fahren, um Afrika wirklich nahe zu kommen. Von Kapstadt aus an der Küste entlang nach Namibia fahren oder von Malawi quer durchs Land nach Sambia. In Südafrika gehören Garden Route und Route 62 zu den Langstrecken. Genussfahrten durch die Weinregion um Paarl und Stellenbosch zählen zum Besten, was dieses Land zu bieten hat.