Pollenca
Mit seiner privilegierten Lage zwischen Land und Meer, seinem beschaulichen, über Jahrhunderte gewachsenen Kleinstadtflair und einigen der schönsten Inselstrände in unmittelbaren Nähe, zählt der Ort zu den begehrtesten Sehnsuchtszielen Mallorcas.
Der Buchtitel verrät alles: „Problem at Pollenca Bay“ (auf Deutsch „Die Mörderische Teerunde“) ist eine Sammlung von Geschichten aus der Feder von Agatha Christie, in denen die Detektive Miss Marple und Hercule Poirot wie so häufig die entscheidenden Rollen spielen. Zumindest eine dieser Geschichten, die auch den Titel ergab, schrieb die berühmte Krimiautorin Anfang der 1930er Jahre während eines Aufenthalts auf Mallorca. Wie alles bei ihr ein Mysterium, ist bis heute nicht geklärt, in welchem der Hotels, die sich als Gastgeber outen, sie wirklich mit ihrem zweiten Mann, dem Archäologen Max Mallowan, abgestiegen ist. Ich tippe auf das Hotel Illa d’Or (im Buch Pin d’Or) in Puerto Pollenca, dem Hafen des ein paar Kilometer weiter im Hinterland liegenden, gleichnamigen Bilderbuchstädtchens. Allein wichtig ist, dass sie vor Ort war und Pollenca sie offensichtlich zum Schreiben animiert hat.
Mit ihrer Begeisterung ist sie nicht allein. Reste einer Brücke erinnern in der Altstadt von Pollenca an das römische Pollentia, die Kirche Mare de Déu dels Angels wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert von Tempelrittern gebaut. Und im 17. Jahrhundert lebten Dominikanermönche im zentralen Kloster Sant Domingo, das seit seiner Restaurierung das wichtigste Kulturzentrum der Stadt geworden ist. Unter seinem Dach finden Besucher auch das Stadtmuseum, mit zahlreichen Relikten der Geschichte. Gleich neben dem Kloster entdeckt man in einer Gartenanlage den nächsten Zeitzeugen: einen gotischen Turm, hinter dessen dicken Mauern im 15. Jahrhundert der Marquis Desbrull residierte. Als eine Art Wahrzeichen gilt heutzutage der Kalvarienberg, der sich in der Nähe des Rathauses erhebt. 365, von Zypressen gesäumte Stufen führen hinauf zur barocken Kalvarienkapelle. Am Karfreitag wird dieser Ort zum Schauplatz der Kreuzigungsprozession, die dort beginnt und hinunter zur Pfarrkirche führt.
Und genau hier, zu Füßen des Kalvarienberges, entfaltet sich in den schmalen Gängen und Gassen der verkehrsfreien Altstadt das Leben. Ganz anders als in Capdella, im Südwesten der Insel, auf der anderen Seite der Tramuntana, wo ich ein paar Jahre lang ein Haus bewohnte. Dort fehlten Cafés und Restaurants, es gab nirgends einen Platz, wo man sich gern am Morgen zu einem Kaffee hingesetzt hätte. Dabei schätze ich selbst im Urlaub liebe Gewohnheiten. In Pollenca bedeutet das, zu früher Stunde, wenn das Leben erwacht, durch den Ort zu spazieren, an einem der Tische vor dem Café-Bistro Dodo einen Platz zu suchen, Café con leche zu bestellen und einen Schinken-Käse-Toast. Schüler auf dem Weg zur Schule zu beobachten, Handwerker und Lieferanten. Etwas später mit einem vollen Einkaufskorb nach Hause schlendern, ein wenig arbeiten und, sobald die Sonne niedrig steht, zum Strand fahren. Am Abend wird das Städtchen erst richtig lebendig. Wie überall am Mittelmeer flanieren Paare, trifft sich die Familie zum Eis essen und Freunde zum Aperitif. Pollenca ist ein Ort, an dem sich interessante Menschen eine zweite Heimat oder auch eine neue Existenz schaffen, Künstler kreativ sind, Single-Frauen sich wohlfühlen. Die besten Voraussetzungen für lange und erfüllte Abende, die damit enden, dass man leicht beschwingt durch stille Straßen heimwärts schlendert.
Römer und später Mauren und Christen sahen sich wahlweise als Befreier oder Eroberer. Wer heute kommt und möglicherweise für immer bleibt, tut das in friedlicher Absicht. Man hat den Eindruck, dass englische, skandinavische und auch viele deutsche Besucher beziehungsweise Mitbewohner hier willkommen sind. Sie fallen nicht auf, sie passen sich an, sie tragen zum allgemeinen Wohlstand des 16 000-Einwohner-Städtchens bei.
Meine Hoteltipps
Can Auli Luxury Retreat
Das liebevoll restaurierte Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das 2020 als Hotel eröffnet wurde, ist das perfekte City-Hideaway. Zur Placa Mayor läuft man fünf Minuten und dennoch fühlt man hier wie in einer weit vom Alltag entfernten Oase. Schon in der Lobby, die mit unzähligen Keramikväschen des Künstlers Jaume Roig und einer schwebenden Lichtinstallation überrascht, wähnt man sich an einem besonderen Ort. Am Morgen wird man von Vogelgezwitscher begrüßt, nach Sightseeing- und Shoppingtouren chillen die Gäste im Schatten uralter Steineichen am Pool oder buchen eine private Yoga-Session im Spa.
Durch Deckenbalken, Dachschrägen und stille Winkel im alten Mauerwerk ist jedes der 21 Zimmer und Suiten unterschiedlich. Was sie alle gemeinsam haben: natürliche Dekostoffe in den Farben Ecru, Beige, Amber und Hellblau, Naturfaserteppiche und avantgardistische Designerlampen. Die 40 Quadratmeter große Suite Can Auli hat eine eigene Terrasse.
Naturverbundenheit zeigt sich auch in der Küche. Die Frühstückseier werden jeden Morgen vom Bauern geliefert und auch die Zutaten der Tapas und mediterranen Spezialitäten kommen zum größten Teil aus einheimischer Landwirtschaft. Das Can Auli ist ein Adults-Only-Retreat. Radfahrer, die sich den kurvenreichen Strecken der Tramuntana als Herausforderung stellen, sind willkommen. Es gibt eine hauseigene Fahrradgarage, mit Reparaturwerkstatt und Waschstation. www.canauliluxuryretreat.com
Son Brull Hotel & Spa
Das zweite Luxus-Retreat in dieser Gegend, ein ehemaliges Jesuitenkloster, versteckt sich ein paar Autominuten außerhalb von Pollenca im Grünen. Man wählt unter 27 Zimmern und Suiten in verschiedenen Kategorien. Familien oder Freunde buchen eine Villa Suite mit zwei Schlafzimmern, Kamin im Wohnbereich und Terrasse mit beheiztem Pool. Die bemerkenswerte private Kunstsammlung konkurriert hier mit der ausgezeichneten Küche. Wer nicht im Hotel wohnt, sollte in jedem Fall zum Essen herkommen. Küchenchef Andreu Segura kann bei seinen fantasievollen Kreationen auf Produkte der hoteleigenen Ländereien zugreifen beziehungsweise auf benachbarte Lieferanten. Die Trauben für den Hauswein wachsen auf dem Weinberg zu Füßen des Klosters.
Im Fine-Dining-Restaurant 365 entscheidet man sich für ein sechs- oder achtgängiges Degustationsmenü. Im weniger formellen Bistro trifft man sich mittags zu unkomplizierten Kleinigkeiten wie Thunfisch-Tartar, Club Sandwich oder Burger. Die Bar serviert ab 11 Uhr morgens köstliche Drinks wie die Son Brull’s Lemonade mit Ingwer und hauseigenem Honig. Am Abend liegt der Fokus auf Gin-Cocktails. Wesentliches Standbein des handverlesenen Verwöhnprogramms ist das Spa. Auch hier legt man auf einheimische Produkte wie wertvolle Mandelöle großen Wert. www.relaischateaux.com
El Vicenc de la Mar
Das 2022 eröffnete Designhotel liegt sieben Kilometer von Pollenca entfernt, nur wenige Meter über der gleichnamigen Badebucht und ist die perfekte Wahl für Beachlover. Mit 35 Zimmern und Suiten im coolen modernen Insellook und einem tollen Infinity-Pool. Das kulinarische Angebot basiert auf Kreationen von Sternekoch Santi Taura. In zwei Restaurants: im U Mayol, einem mittags geöffneten Meeresfrüchte-Bistro, und im El Vicenc, wo man abends à-la-Carte isst. Und auch auf der Dachterrasse im The Rooftop, wo man sich beim Sunset zu Cocktails und Tapas einfindet. Mehr Details: ein Bike Center mit Platz für 30 Fahrräder, ein eigenes Kino mit 20 Plätzen, eine große Bibliothek mit Büchern in mehreren Sprachen und das Natura Bissé Spa mit beheiztem Pool. www.elvicenc.com, www.designhotels.com
Hotel Llenaire
Dass dieses landestypische, familiengeführte Agriturismo-Hideaway ursprünglich eine Finca war, bezeugen rund 200 Schafe, ein eigener Gemüse- und Kräuteranbau sowie jede Menge Mandel-, Feigen-, Oliven- und Orangenbäume. Bemerkenswert ist seine Lage oberhalb von Puerto de Pollenca, absolut ländlich, ganz in der Nähe vom Meer. Zu den Stränden der Umgebung kann man mit dem Fahrrad fahren. Es gibt allerdings auch einen Pool und eine Terrasse, auf der bei schönem Wetter die beste einheimische Küche auf den Tisch kommt. Die Weine stammen aus der hauseigenen Bodega. Im historischen Herrenhaus war Platz für fünf Zimmer und neun Suiten im traditionellen mallorquinischen Stil. www.hotelllenaire.com
Meine Restaurant-Tipps
La Trencadora, Pollenca
Das für seine gute mediterrane Küche bekannte Restaurant mit Garten-Terrasse ist Teil der Peter Maffay-Stiftung, die jährlich bis zu 300 Kindern und Jugendlichen ermöglicht, auf Mallorca aktive Ferien zu verbringen. In der ehemaligen Mühle freut man sich über die Pizza aus dem Steinofen sowie Fisch und Fleisch vom Grill. Regelmäßig Live-Auftritte einheimischer Künstler. www.petermaffaystiftung.de
Q11, Pollenca
Zwei gute Freunde hatten die Idee, an der zentralen Placa Mayor ein Restaurant zu eröffnen. Und hatten Erfolg. Im Fokus: innovative italienisch Küche und internationale Spezialitäten. Zum argentinischen Entrecote schmeckt hier ein Roter aus dem eigenen Weinshop. www.Q11restaurant.com
AmazO, Puerto de Pollenca
Raul López Pérez kann seine südamerikanischen Wurzeln nicht verleugnen. Schon die Dekoration des nur wenige Meter vom Meer entfernten Restaurants, mit Dschungeltapeten und reichlich Grünpflanzen, soll an den Amazonas erinnern. Besonders beliebt: seine fantasievollen Reisgerichte. www.amazorestaurant.com
Ca’n Butxaca
Pollencas Traditionsadresse für bestes Speiseeis, Gelats Valls, hat seit einiger Zeit einen neuen Namen. Dahinter stecken allerdings auch in Zukunft Mitglieder der Gründerfamilie, die vor 100 Jahren damit begann, aus Zitrusfrüchten, Feigen, Mandeln und Aprikosen Eis herzustellen. Unter der Regie von Enkel Rafael Martorell Valls sind es heute 24 Sorten, wovon mir das Zitroneneis am besten schmeckt. Carrer de Colom 1
Terrae, Puerto de Pollenca
Man sollte sich von der Location nicht täuschen lassen. Das eher rustikale Ambiente des Trendlokals ist der Arbeitsplatz des Südamerikaners David Rivas. Maximal 15 Gäste kommen gleichzeitig in den Genuss seiner formidablen Farm-to-Table-Küche. Auf der Speisekarte stehen Leckereien wie gebratene Makrele in Apfelessig.
Stay, Puerto Pollenca
Vor 50 Jahren war es das erste Restaurant vor Ort. 2006 musste es einem modernen Neubau mit großer Glasfront zum Meer weichen. Tagsüber sind hier vielerlei Snacks, Sushi und Currys angesagt, abends dominieren Fisch und Meeresfrüchte die Speisekarte. www.stayrestaurant.com
Maca de Castro, Puerto de Alcudia
Der Weg lohnt sich, wenn man sich von der einzigen Sterneköchin der Insel überzeugen lassen möchte. Für ihre tiefen Wurzeln in der Inselküche und ihre enge Zusammenarbeit mit einheimischen Landwirten und Fischern wurde Macarena de Castro 2022 vom Guide Michelin mit einem grünen Stern belohnt. In ihrer Lehrzeit stand sie in San Sebastian mit baskischen Sterneköchen am Herd. Heute arbeitet sie am liebsten ganz frei, ohne Rezept. Man findet ihr Restaurant im ersten Stock einer weißen Villa, ihre Eltern betreiben parterre das Familienlokal Bistro del Jardin. www.macadecastro.com
Attraktionen & Aktivitäten
Topstrände
Die Cala Sant Vicenc mit ihren natürlichen Badebuchten ist sieben Kilometer von Pollenca entfernt. Es gibt dort Liegestühle und Sonnenschirme und eine beliebte Strandbar mit einfacher Küche.
In Puerto Pollenca sind die langen Sandstrände nur durch eine Promenade vom Ort getrennt.
Wassersport: Stand-Up-Paddling, Kitesurfing, Kanutouren, Bootsausflüge
Golf Pollenca
Die anspruchsvolle 9-Loch-Anlage liegt auf einem Hügel, mit Blick auf die Serra de Tramuntana und die Bucht von Pollenca. Die Fairways sind von Olivenbäumen gesäumt. www.golfpollensa.com
Nicht weit entfernt: der 18-Loch-Platz Alcanada bei Alcúdia
Ganz in der Nähe des Golfplatzes von Pollenca gibt es das Ferienhaus „Recó de Marina“, mit Platz für zehn Personen. Es ist etwa sechs Kilometer von Puerto Pollenca entfernt. Die Eigentümer ließen das Landhaus nach mallorquinischem Vorbild bauen. Die Küchenmöbel kommen aus Campos, Gardinen- und Möbelstoffe stammen vom Traditionsbetrieb Tejidos Vicens, der für die traditionellen Zungenmuster bekannt ist. Buchung über www.villaspollensa.com
Wochenmarkt
In Pollenca ist sonntags Markt. Abgesehen von lokalen Lebensmitteln findet man hier Kunstgewerbe, Textilien und originelle Mode. 8.00 bis 13.30 Uhr, www.pollensa.com
Feste &Festivals
Weinmesse
Sie jährt sich 2023 zum 20. Mal. Etwa 40 Bodegas lassen im Kloster Santo Domingo ihre Weine verkosten. Termin: 6.+7.Mai 23, Eintritt 15 Euro, www.pollensa.com
Festival von Pollenca
Das Internationale Festival für Klassische Musik gibt es seit 1961. Ein schöner Rahmen: die Kreuzgänge des Klosters Santo Domingo. Termin: 5. Bis 27. August 23, www.festivalpollenca.com