PRAG
AUF DEN SPUREN VON KAFKA
Mit ihren gotischen Kirchen, barocken Palästen und einer wechselhaften Geschichte steht die Stadt als Symbol für das reiche Erbe Mitteleuropas. Über die Jahrhunderte diente sie als Wahlheimat großer Künstler und hat selbst berühmte Schriftsteller hervorgebracht. Der wohl bekannteste ist Franz Kafka, dessen Geburtstag sich 2023 zum 140. Mal jährte und der ein Leben lang eng mit seiner Heimatstadt verbunden blieb. Nach seinem Tod kehrte er aus Wien nach Prag zurück und wurde auf dem Neuen Jüdischen Friedhof begraben, am Rand des Arbeiterviertel Zizkov. Es macht immer wieder Freude, auf seinen Spuren zu wandeln. Als ein mit Sorgfalt gewählter Logierplatz empfiehlt sich hierfür das Mandarin Oriental im Herzen der Prager Altstadt: an der Mala Strana gelegen, hinter den Mauern eines ehemaligen Klosters, nur ein paar Schritte vom Alten Rathaus entfernt, das der Autor u.a. als Hauptschauplatz seines Meisterwerks „Der Prozess“ wählte.
In Laufentfernung von hier ist auch die Prager Burg, die in Kafkas Roman „Das Schloss“ eine zentrale Rolle spielt. Kafka war eine elegante, imposante Erscheinung: Mit Schlips und Kragen, sein schwarzes Haar wohlfrisiert, eilte er, wie berichtet wird, stets mit durchdringendem Blick durch die Straßen seiner Heimatstadt. So gut wie alle Schauplätze seines Lebens findet man im Herzen der historischen Altstadt. Allein in der Zeltnergasse, heute Celetná, unterhielt seine Familie in den 1920er Jahren vier Geschäfte beziehungsweise Wohnungen. Bevor er sich daranmachte, Weltliteratur zu verfassen, arbeitete er übrigens 14 Jahre lang für eine Unfall-Versicherungsanstalt. Heute logieren in den Räumen die Gäste des Century Old Town Prague MGallery Hotels. Mit den vielen Veränderungen, die Prag in der Zwischenzeit in eine aufgeschlossene moderne Metropole verwandelt haben, ließen auch einige der Orte Federn, wo der Schriftsteller zu Lebzeiten häufig verkehrte.
Wie das Café Arco, wo er sich regelmäßig mit seinem besten Freund Max Brod traf und das heute als Kantine des Innenministeriums dient. Anders das Café Louvre. Nach wie vor, obwohl Ende der 1940er Jahre von den Kommunisten geschlossen und 92 in verkleinerter Form wiedereröffnet, immer noch saalähnlich in seinen Dimensionen, auf mehrere Räume verteilt. Die Kellner, wie eh und je in langen weißen Schürzen, gleichbleibend aufmerksam zu den Billardspielern am Morgen, den Gästen zum Five o’Clock Tea, zum Lunch und Dinner. Die Klassiker auf der Speisekarte sind unverrückbar: Gänseleberpastete, Waldorfsalat, Club Sandwich und Gulasch mit böhmischen Knödeln.
Zurück zum Mandarin Oriental. In den individuelle gestalteten 99 Zimmern und Suiten unterstreichen restaurierte Parkettböden, hohe Decken und Gewölbe die Geschichte des ehemaligen Dominikanerklosters. Die Renaissance-Kapelle ist heute ein luxuriöses Spa. Michael Horváth und sein Team, die in der Spices Bar & Lounge fernöstliche Fusionen im Auge haben, servieren Thai Red Curry oder Tikka Masala auch gern mal im Gemäuer des historischen Weinkellers. www.mandarinoriental.com
Wer neugierig geworden ist, bucht eine „Auf den Spuren von Franz Kafka Tour“ in deutscher Sprache über die gebürtige Pragerin Helena Chmelirova, www.prag-touren.de
Auf Kafkas Spuren
Kafka Museum
Es ist nur wenige Schritte von der Karlsbrücke entfernt. Dokumente wie Bücher, Postkarten, Filme und Fotografien bringen den Besucher mit der Seele des Schriftstellers in Berührung.
Cihelná 2b, Mala Strana
www.kafkamuseum.cz
Kafka Statuen
Die ältere wurde 2003 an der Ecke Dusni/Vezenská enthüllt. Nur wer mit Kafka vertraut ist, erkennt ihren tieferen Sinn: Das kleine Männlein, das auf den Schulter des großen, kopflosen, korrekt gekleideten Mannes sitzt, scheint diesem mit der Hand den Weg zu weisen. Die neuere aus dem Jahr 2014, die der tschechische Bildhauer David Cerny METALmorphosis nannte, steht direkt an der Narodni Trida. Elf Meter hoch, 99 Tonnen schwer. Kafkas Gesicht besteht aus 42 beweglichen Teilen, wohl als Anspielung auf sein Werk „Verwandlung“.
Staatsgymnasium/Kinsky Palais
Der vordere Teil des vornehmen Rokoko-Palais, in dem Kafka bis zu seinem Abitur 1902 die Schule besuchte, kennt man heute als Kinsky Palais und Sitz der Nationalgalerie. Ganz in seiner Nähe: das Altstädter Rathaus. Staromestské nám 1/3 (Altstädter Ring)
Café Louvre
Národni 22
www.cafelouvre.cz
Café Savoy
Nach dem 1.Weltkrieg geriet das vornehme Café-Restaurant, in dem auch Kafka verkehrt haben soll, in Vergessenheit. Mitte der 1990er Jahre wurde es wiederentdeckt, der Sänger Karel Gott drehte hier einige seine Musikvideos. Was hier besonders gut schmeckt: warmer Prager Schinken mit Senfsauce und Kartoffelpürée.
Vitezná 5
www.cafesavoy.ambi.cz
Meine Tipps
V Zatisi
Design-Fanatiker lieben die unterschiedlichen, zeitgemäß-eleganten Räumlichkeiten des angesagten Sternelokals: den intimen Champagne Room, den Betlém Room mit Blick auf den gleichnamigen Platz, den Crystal Room mit seinen coolen Glaselementen. Man wählt an Stelle dem Degustations Menü auf Wunsch auch à la Carte. Zum Beispiel Jakobsmuscheln & Lobster in Tomaten-Auberginen-Basilikum-Jus.
Liliová 1
www.vzatisi.cz
U Maliru 1543
Das älteste Restaurant der Stadt stammt aus dem Jahr 1543 – sein heutiges Interieur aus den 1930er Jahren, als auch die für das Traditionslokal signifikanten Deckenfresken entstanden. Kulinarisch steht es für gehobene böhmische sowie französische Küche vom Feinsten. Wie Chateaubriand mit Kartoffel-Gratin und Waldfrüchten, Perlhuhn mit Kastanien und Preiselbeeren, geräuchertes Rinder Tartar mit Trüffel-Mayonnaise, Topfenknödel in Pflaumensauce mit einem Schuss Slivovitz.
Maltezské Namesti 11
www.umaliru1543.com
Kampa Park
Das für Fisch und Fleisch gleichermaßen gelobte Fine-Dining-Lokal am Ufer der Moldau wurde mit einem Michelin Stern geadelt. Es ist ein beliebter Treff von Film- und Fashion-People. Den Bilderbuchblick von der Sommerterrasse auf die Karlsbrücke bekommt man gratis. Eine schöne Idee: ein vom Restaurant organisierter Bootsausflug mit Kapitän und einem Picknickkorb voller Delikatessen.
Na Kampe 8b
www.kampapark.com
Kloster Strahov
Allein der Besuch der Bibliothek mit rund 5000 Büchern lohnt sich. Ein Lunch im Restaurant Bellavista oder im Biergarten mit Blick auf die Stadt ist ein Must.
www.strahovskyklaster.cz/www.bella-vista.cz
Meetfactory
Vorzeigekünstler David Cerny, der auch ein der beiden Kafka-Statuen schuf, gründete das Kulturzentrum im ehemaligen Industriegebiet im Stadtteil Smichov. Mit Ateliers, Tonstudios, Konzert- und Ausstellungsräumen auf drei Etagen.
www.meetfactory.cz