Singapur
Der kleinste Staat Asiens ist eine Insel. Und eine faszinierende Stadt.
Ich habe Singapur schon immer gemocht. Kannte es jedoch jahrelang nur als Stopover beziehungsweise Drehkreuz auf dem Weg nach Australien oder Neuseeland. Das änderte sich, als ich 1991 zur Wiedereröffnung des Raffles eingeladen wurde. Ähnlich wie das Oriental in Bangkok oder das Peninsula in Hongkong, ist auch das Raffles eng mit der Geschichte seines Standorts verbunden. Singapur, die Insel am südlichen Ende der malaiischen Halbinsel, war schon seit 68 Jahren eine britische Kronkolonie, als die Brüder Sarkies ihr 10-Zimmer-Hotel an der Ecke Beach und Bras Basah Road 1887 nach dem Gründer Singapurs, Sir Stamford Raffles, benannten. Nach vielen Turbulenzen und zwei Weltkriegen wurde der Inselstaat 1965 unabhängig, dem wirtschaftlichen Aufschwung des internationalen Handelshafens stand nichts mehr im Weg. Das Raffles genoss fortan seine Funktion als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, als Lieblingsadresse von Schriftstellern und Hollywoodstars sowie weltläufiger Reisender. Heute ist Singapur mit 5,7 Millionen Einwohnern der kleinste Staat Asiens. Ein einzigartiger kultureller Meltingpot mit Wurzeln in China, Malaysia, Indien, Indonesien. Asien im Westentaschenformat.
Meilensteine der Geschichte
Einer der Meilensteine der Geschichte war 1981 die Eröffnung des Changi Airports, der bis heute zu den erlebnisreichsten Flughäfen der Welt gehört. Und zu den am häufigsten ausgezeichneten. Mit mehr als 350 Shops in drei Terminals, Swimmingpool, zwei Kinos und einem exotischen Schmetterlingshaus in Terminal 3. Ein beliebtes Mitbringsel für zu Hause: frische, reisefertig verpackte Orchideen.
Doch zurück zur Geschichte: Singapur entwickelte sich seit den 1980er Jahren immer mehr zu einem bedeutenden Finanzplatz, war erfolgreich in der Dienstleistungs- und Touristenbranche. Um dem Erfolgskurs standzuhalten, schloss das Raffles 1989 für zwei Jahre seine Türen. Es war an der Zeit, den alten Glanz des Hauses wieder aufzupolieren. Als ich 1991 dort ankam, zeigte sich Singapurs Grande Dame bereits wieder von ihrer besten Seite. Alle Zimmer waren zu Suiten geworden, mit restaurierten Stuckdecken, neuen Teakböden, handgeknüpften Teppichen, modernen Badezimmern und einer Shopping Arcade mit mehr als 60 Luxusboutiquen. Unverrückbar: die Long Bar, der Geburtsort des berühmten Singapore Slings. Barkeeper Ngian Tong Boon hatte wohl keine Ahnung, was er auslösen würde, als er den Cocktail 1915 zum ersten Mal auf die Karte setzte. Heute gilt er weltweit als Klassiker und es immer wieder eine Freude, sich an Bord von Singapore Airlines mit einem Sling begrüßen zu lassen.
The Raffles: ein kulinarischer Hotspot
2019 war ich – auf dem Weg nach Neuseeland – noch mal Gast im Raffles. Kurz nach dem wohl vorläufig letzten Facelift. Diesmal stand ein Upgrade des kulinarischen Angebots im Fokus. Das heißt, neben Long Bar und dem Traditionslokal Tiffin Room gibt es seither das asiatische Fine-Dining-Lokal Yi unter Leitung von Starkoch Jereme Leung, die mediterrane Osteria BBR unter Obhut von Sternekoch Alain Ducasse und, was mich besonders freut, La Dame de Pic unter der Leitung der charismatischen Dreisterneköchin Anne-Sophie Pic. Ein besonderer Eyecatcher: die eklektische Raffles Boutique in der renovierten Shopping Arcade.
Singapur: eine Stadt im Grünen
Wichtig zu erwähnen, dass ursprünglich Staatspräsident Lee Kuan Yew und seit 2004 sein Sohn Lee Hsien es geschafft haben, mit Hilfe strenger Regeln und entsprechender Gesetze den Inselstaat in ein Vorzeigebeispiel für Sicherheit und Sauberkeit zu verwandeln. Angefangen damit, dass etwa die Hälfte des Landes Grünflächen sind: mit Naturreservaten wie Sungei Buloh oder Bukit Nature Reserve, Coney Island Park, einem Zoo und dem National Orchid Garden mit über 600 000 Orchideenarten. Seit 2015 steht der Singapore Botanic Gardens, einer der wichtigsten Botanischen Gärten in ganz Asien, auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Auch die in den letzten Jahren nach und nach vollzogene Verschönerung der alten Prachtbauten aus kolonialer Zeit prägt das neue Gesicht der Stadt. Darunter das neoklassizistische Nationalmuseum und die National Gallery, Hüter der weltgrößten Sammlung südostasiatischer Kunst. Chinatown, das ich von früheren Besuchen als begrenzt begehbares Rotlichtviertel in Erinnerung hatte, wurde komplett saniert. Die für das Viertel typischen, damals heruntergekommenen Shophouses beherbergen heutzutage kleine Boutiquehotels, originelle Läden und trendige Streetfood-Lokale.
Eine der liebsten Beschäftigungen der Singapurer ist neben gutem Essen Shoppen. An der Harbour Front lockt die klimatisierte Vivo City mit 300 Shops und Designläden, Spas und Kinokomplex. Shopaholics trifft man auch im Mustafa Centre in Little India, wo man rund um die Uhr zwischen Seidenkleidern, Bollywood-CDs und Räucherstäbchen fündig wird. Oder in den vielen kuriosen Läden entlang der Haji Lane, im malaiisch geprägten Szeneviertel Kampong Glam. Absoluter Place to be ist Gardens by the Bay, ein einzigartiges botanisches Märchenland. Unter der Glaskuppel des Flower Domes, den das Guiness Buch der Rekorde seit 2015 als größtes Gewächshaus der Welt registriert, herrscht rund ums Jahr Frühling. Im Cloud Forrest, dem zweiten gigantischen Gewächshaus, führen Walkways auf den 35 Meter hohen, in Nebelschwaden gehüllten Cloud Mountain. Unter dem Stichwort Floral Fantasy entdeckt man im dritten Gewächshaus eine magische Märchenwelt floraler Kunstwerke aus Blättern und Blüten – nach dem Vorbild der Hängenden Gärten von Babylon. Bei Einbruch der Dunkelheit flanieren Pärchen und Familien gemeinsam mit Touristen im Supertree Grove unter den bis zu 50 Meter hohen künstlichen Baumkronen und zücken ihre Handys, sobald die allabendliche Garden Rhapsody diesen sagenhaften Ort in immer wieder anderem Licht und Farben erstrahlen läßt.
Meine Hotel-Tipps:
The Raffles Singapore
Interior-Queen Alexandra Champalimaud kreiierte den aktuellen, zeitgemäßen Looks der Hotellegende, die einen ganzen Block an der Victoria Road belegt. Zahlreiche, liebevoll restaurierte Antiquitäten erzählen Geschichten aus alter Zeit. Unter ihnen der Steinway-Flügel in der Lobby. www.raffles.com
The Capitol Kempinski
Es zählt zu den Schmuckstücken eines kolonialen Gebäudekomplexes im Civic and Cultural District. Für die Renovierung des Art-Deko-Juwels war Pritzker-Preisträger Richard Meier verantwortlich. Mit 157 Zimmern und Suiten, Butler- und Limousinen-Service, Top-Spa, dem Gourmetlokal „15 Stamford“ unter Regie von Starkoch Alvin Leung und einem direkten Zugang zu einer Luxus Mall sowie dem legendären Capitol Theatre. www.kempinski.com
The Fullerton Hotel Singapore
Dorische Säulen in Reih und Glied beherrschen das Entrée des neoklassizistischen Gebäudes an der Mündung des Singapore Rivers. Die Fullerton Heritage Gallery in der Lobby gibt Aufschlussüber die abwechslungsreiche Geschichte des Hauses. Heute beherbergt es 400 Hotelzimmer in verschiedenen Kategorien, die Restaurants Courtyard – bekannt für seinen Afternoon Tea – das chinesische Restaurant Jade und eine Rooftop-Restaurant The Lighthouse mit Traumblick auf die Marina Bay. www.fullertonhotels.com
Marina Bay Sands
Seit seiner Eröffnung 2010 gehört es mit seinen drei markanten 190 Meter hohen Hoteltürmen zu den Wahrzeichen der Stadt. Kaum zu glauben, sie tragen einen riesigen Dachgarten sowie einen sensationellen Infinity-Pool. Zur Anlage gehören ein Casino, zwei Theatersäle, ein Kunst- und Wissenschaftsmuseum und ein Shopping-Center. Sowie 2561 Zimmer und Suiten, 49 Restaurants, Bars und Nachtclubs. www.marinabaysands.com
Restaurants, Bars & Food Markets
Nouri Singapore
Der bekannte Küchenchef Ivan Brehm kochte u.a. in New York im Sternelokal Per Se und in London an der Seite von Heston Blumenthal, bevor er in Singapur sein eigenes Restaurant eröffnete. Von mittwochs bis freitags kann man sein kreatives „Crossroad Cooking“ beim Lunch kennenlernen, abends geht es beim neungängigen Chef’s Table Menü schon formeller zu. www.nouri.com.sg
Burnt Ends
Ein gigantischer Holzkohleofen ist das Herzstück der offenen Küche. Plus vier topmoderne Grillstationen. Küchenchef und Besitzer Dave Pynt versteht sich wie kein anderer auf die aus seinem Heimatland stammenden australischen Barbecue-Spezialitäten. Seit 2018 belohnt das der Guide Michelin mit einem Stern. Im letzten Jahr prämierte San Pellegrino das Restaurant zu einem der besten 50 in Asien. www.burntends.com.sg
Majestic Bay Seafood
Einen Spaziergang durch den Zauberwald von Gardens by the Bay verbinde ich grundsätzlich mit einem Besuch des Majestic Bay. So eine Art Hofbräuhaus auf asiatisch. Statt Schweinshaxe gibt es hier allerdings hauptsächlich frischesten Fisch und Meeresfrüchte. Die absoluten Renner: Chili oder Black Pepper Crabs. Statt Tischdecke gibt es Wegwerf-Latz und reichlich Papierservietten – es wird mit den Händen gegessen. www.majesticbay.sg
Fiamma
Bei der Gestaltung des neuen italienischen Restaurants im Hotel Capella Singapore folgte Stardesigner André Fu den besonderen Wünschen von Dreisternekoch Mauro Colagreco. So entstand in sechs Räumen das Gefühl, in einem privaten Haus als Gast begrüßt zu werden. Perfekt inszenierter Farmhaus-Stil auf der Basis hochkarätiger Materialien. Das Fünfsterneresort im grünen Herzen von Sentosa Island, einer winzigen Insel vor der Südküste von Singapur, ist über einen Landweg mit dem Festland verbunden. www.capellahotels.com
Culina Market, Dempsey Hills
Unter dem Dach der ehemaligen Militärbaracken aus kolonialer Zeit findet man jede Menge Delikatessen-Stände, Bäckerei, Blumenladen, Weinshop sowie Küchenutensilien und Geschirr. Fleisch stammt u.a. aus Neuseeland, Austern und exquisite Käsesorten aus Frankreich. Selbstgewählte Zutaten werden auf Wunsch im Culina Bistro zubereitet. Der hochkarätige Food Market beliefert übrigens auch die Küchenbrigade von Singapore Airlines mit frischester Vorzugsware. www.culina.com
National Gallery
Das ehemalige Gerichtgebäude steht nicht nur für Kunstgenuss vom Feinsten, sondern auch für ein exorbitantes kulinarisches Angebot. Drei besondere Highlights unter einem Dutzend Restaurants: The Great Mischief, wo Familien sich mittags zu Tapas und Paella zusammenfinden, Fine-Dining auf französische im Odette und Zweisterneküche im National Kitchen by Violet Oon. www.nationalgallery.sg
Nicht versäumen
Formel 1 Grand Prix Singapore Airlines
Eins der begehrtesten Autorennen der Welt wird seit 2008 jedes Jahr in der Marina Bay ausgetragen. Nächster Termin: 15. Bis 17. September 23
Moon Cake Festival
In lichtergeschmückten Straßen treffen sich Einheimische und Besucher zu Festessen. Kulinarisch im Mittelpunkt: die mit Melonensamen, roter Bohnenpaste, Nüssen, Süßkartoffeln, Enteneiern etc. gefüllten Mondkuchen. Termin: 29. September 23
Deepavali Festival Village
Zum hinduistischen Lichterfest verwandelt sich die Campbell Lane jedes Jahr für drei Wochen in das Festdorf Little India. Ab 23. November 23
Extra-Tipp
CITY & BEACH
The Residence Bintan
Eine knappe Bootsstunde verbindet das quirlige Singapur mit Bitan, einer Insel im indonesischen Riau-Archipel. 2018 wurde hier The Residence Bintan eröffnet, ein Fünfsterne-Resort mit Beachfront-Villen, Hilltopvillen und Suiten. Besonderer Wohlfühlfaktor: die von einheimischen Kunsthandwerkern aus dunklem Holz geschnitzten Möbel. Das Restaurant Rica Rica lädt zu einer kulinarischen Reise durch die traditionelle indonesische Küche, in The Dining Room wählt man zwischen internationalen und fernöstlichen Spezialitäten. Im Spa by ila treffen sich ayurvedische und indonesische Heilmethoden auf einer emotionalen, spirituellen Ebene. www.cenizaro.com/theresidence
Bild 9 Poolvilla im The Residence Bintan
Bawah Reserve
Auf alles neugierigen, gutsituierten Globetrottern ist kein Weg zu weit, wenn es etwas Außergewöhnliches zu entdecken gibt. Zu ihren neuen Sehnsuchtszielen zählen die sechs Robinsoninselchen der Bawah Reserve im unberührten Anabas Archipel. 160 Meilen nordöstlich von Singapur, geographisch ein Teil des Inselstaats Indonesien. Zugegeben, der Weg dorthin ist weit, aber es lohnt sich. Von Singapur aus nimmt man die Fähre nach Batam und von dort ein Wasserflugzeug, das nach 80 Minuten Flugzeit in der blauschimmernden Lagune landet. An einen der unzähligen Traumstrände ließ der britische Reeder und Visionär Tim Hartnoll 35 Villen bauen, im Dschungel versteckt oder am Strand auf Stelzen. Neuerdings steht auch die vorgelagerte Privatinsel Elang, die der Hausherr ursprünglich als sein Feriendomizil geplant hatte, Gästen zur Verfügung. In sechs Lodges mit Meerwasserpool und eigenem Butler-Service, zwei Restaurants und Spa ist Privatsphäre das oberste Gebot. Wer Lust hat, erreicht die Hauptinsel in fünf Minuten per Boot-Shuttle, um dort weitere Services zu nutzen. www.bawah-island.com
Anreise
Meine Lieblings-Airline Singapore Airlines fliegt täglich von Frankfurt nach Singapur, vom 31. Mai bis 13. August mit zusätzlichen Verbindungen. Ab 17. Mai wird der Airbus 380 durch eine Boeing 777 ersetzt. Abgesehen vom zeitgemäßen Sitzkomfort in den verschiedenen Buchungsklassen, sind die natürliche Freundlichkeit und die aufmerksame Betreuung des Bord-Personals schon legendär. www.singaporeair.com
Buchung der Hotels und Resorts, einzeln oder in Kombination, inklusive der Flüge mit Singapore Airlines über www.onefinemoment.de