CAPRI

GLÜCKLICHE JAHRE AUF CAPRI

MONASCELLA: ein Buch über das Leben der Schriftstellerin Monika Mann
Wahrzeichen von Capri: die Faraglioni Felsen (c)NA

Wahrzeichen von Capri: die Faraglioni Felsen (c)NA

Autobiographien beziehungsweise Bücher, in denen die Autoren einen berühmten Menschen literarisch ein Stück weit durchs Leben begleiten, haben mich immer schon fasziniert. Was sie besonders wertvoll macht, ist die Gewissheit, dass jemand wirklich alles getan hat, um ein möglichst wahrheitsgetreues Bild eines Menschen zu zeichnen, dem er möglicherweise nie begegnet ist. Mit dem neuen Buch, das ich gerade bis spät in die Nacht verschlungen habe, ist das offensichtlich geglückt. Es hat den Titel „Monascella“ und beschreibt die glücklichsten Jahre im Leben von Monika Mann, deren Popularität im Wesentlichen daraus bestand, dass sie eins von sechs Kindern des Schriftstellers Thomas Mann war. Eine Rolle, die sie nicht erwartungsgemäß erfüllen konnte oder wollte, was die Familie dazu bewog, sie lebenslänglich zu einer Art Außenseiterin abzustempeln. Anfang der 1950er Jahre führte das Schicksal sie nach Capri, wo sie 31 Jahre lang an der Seite eines einheimischen Mannes glücklich war.
Monika Mann in ihrem Haus auf Capri

Monika Mann in ihrem Haus auf Capri

Spiegel Bestseller Autorin Kerstin Holzer (c)Markus Tedeskino

Spiegel Bestseller Autorin Kerstin Holzer (c)Markus Tedeskino

Die Autorin und Journalistin Kerstin Holzer hat sorgfältig in alle Richtungen recherchiert, bevor sie sich daran wagte, das zarte Porträt eines Menschen zu zeichnen, dem es gelungen ist, Abstand zu nehmen und sich auf einer kleinen Insel im Mittelmeer eine neue Welt zu erschaffen. Das Buch, ein Spiegel Bestseller, ist bereits in der vierten Auflage. Wer – zumindest in Gedanken – nach Capri reisen möchte, kann das im Rahmen einer der nächsten Lesungen tun. Das Buch erscheint im dtv Verlag, www.dtv.de


All Shades of Blue: das Meer um Capri (c)CvP

All Shades of Blue: das Meer um Capri (c)CvP

Als Monika Mann 1986 nach dem Tod ihres geliebten Gefährten die Insel verließ, hatte auf Capri bereits eine Art Massentourismus Fahrt aufgenommen. Dabei folgte das sommerliche Leben dem immer gleichen Muster: Tagsüber drängelten sich Tausende Tagestouristen auf der berühmten Piazzetta und entlang der sündteuren Via Vittorio Emanuele. Sobald am Abend die letzten Tragflügelboote in Richtung Neapel und Sorrent verschwunden waren, zeigte die Insel wieder ihr ursprüngliches Gesicht. So ist das bis heute. Was Insidern und Einheimischen, ähnlich wie in Venedig, die Möglichkeit gibt, sich tagsüber zurückzuziehen und erst nach Sonnenuntergang am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Ich selbst war ein paar Mal im Winter da. Die meisten Hotels und Restaurants sind zu der Zeit geschlossen. Da nur wenig geheizt wird, habe ich oft gefroren, doch die langen Wanderungen über die Insel, bis hinauf auf den Monte Solaro und, von einer herrlich duftenden Natur umgeben, hinunter bis ans Meer, bei klarem Wetter mit Blick über den Golf von Neapel bis zu den unverwechselbaren Konturen des Vesuvs, bleiben mir für immer unvergesslich.

MEINE INSEL-TIPPS


HOTELS

Capri Tiberio Palace

Der italienische Design-Guru Giampiero Panepinto schuf aus dem Zusammenspiel von modernem Sixties-Glamour und Reise-Memorabilien, leuchtenden Stoffen und handbemalten Fliesen einen unverwechselbaren Stil. In 28 Zimmern, 17 Suiten, dem „Terrazza Tiberio“- Restaurant und der angesagten „Jacky Bar“. Das Hotel befindet sich in einem Gebäude aus dem 19.Jahrhundert, seit 1917 ist es ein Hotel. Unter seinen berühmten Gästen: Francis Scott Fitzgerald. 2010 wurde das Fünfsternehotel Teil der exklusiven Shedir Collection. www.lhw.com

Eklektisch gestylt: die Comfort Suite des Capri Tiberio Palace

Eklektisch gestylt: die Comfort Suite des Capri Tiberio Palace


Hotel Villa Brunella

Die Zimmer sind absolut okay und auch vergleichsweise bezahlbar. Was man nie wieder vergisst, ist die romantische Terrasse über dem Meer, mit Blick hinunter auf die Marina Piccola und auf den Monte Solaro in der Ferne. Auch wenn man hier nicht wohnt, ein Abendessen unter Sternen, bei Kerzenlicht und leiser Musik, ist ein absolutes Must! Das Haus liegt nur wenige Meter von der Passeggiata del Pizzolungo entfernt, einem von Monika Manns geliebten Wegen über die Insel, zwischen Arco Naturale und Belvedere Tragara. www.villabrunella.it


Hotel Villa Krupp

Sie war Anfang des 20.Jahrhunderts im Besitz der Familie Settanni, von 1906 bis 1909 war Maxim Gorki hier Dauergast. Während dieser Zeit kam sein Freund Lenin zu Besuch. Ihren heutigen Namen verdankt das kleine Dreisterne-Hotel dem Serpentinenpfad hinunter zum Meer (Via Krupp), den der deutsche Großindustrielle Alfred Krupp der Insel zum Geschenk machte. Die Gastgeber sind Nachfahren der Familie Settanni. www.villakrupp.com

Die Terrasse des Caesar Augustus in Anacapri (c)CvP

Die Terrasse des Caesar Augustus in Anacapri (c)CvP


Hotel Caesar Augustus

Das beste Hotel in Anacapri. Vom Park schaut man über die Dächer von Capri bis zum Hafen Marina Grande. Seit den 1930er Jahren ist das Haus als Hotel in Händen der Familie Signorini. Der Aperitivo bei Sonnenuntergang auf der Terrasse ist Capri-Feeling pur. Chefkoch Eduardo Vuolo, der für seine ausgezeichneten regionalen Spezialitäten bekannt ist,  erntet Gemüse und Kräuter im eigenen Garten. www.relaischateaux.com


Hotel La Palma

1822 eröffnet, ist es das älteste Hotel der Insel. Seit letztem Sommer ist es eine der Perlen der handverlesenen Oetker Collection. Mit 50 Zimmern und Suiten und einem eigenen Beachclub. Zweisternekoch Gennaro Esposito zeigt sein Talent in „Gennaro’s Restaurant & Bar“ sowie auf der Dachterrasse im Bistro „Bianca“. www.oetkercollection.com

Glamourös: Die Pool-Terrasse des La Palma (c)NA

Glamourös: Die Pool-Terrasse des La Palma (c)NA

KULT-ADRESSEN

La Fontelina

Zu Zeiten von Monika Mann stand hier eine einfache Strandkneipe. Zwei Generationen später ankern an dieser Stelle die Luxusyachten der Gäste, die den Beachclub besuchen und unter den blauweißen Schirmen – mit Blick auf die Faraglioni Felsen – eine Insalata di Mare genießen. Und natürlich die legendäre eisgekühlte Sangria. www.fontelina-capri.com

Da Paolino

Die Zitronenbäume, unter denen seit 1978 zahlreiche Gäste mit klingenden Namen Platz nahmen, flirteten und feierten, könnten viele Geschichten erzählen. Nur ein paar Namen: Leopoldo Pirelli, Lucio Dalla, Lina Wertmüller, Dianne von Fürstenberg, Luciano de Crezcenzo. Der Garten, nicht weit vom Palazzo a Mare, ist immer der gleiche, genauso wie die berühmten Spaghetti al Limone und die Gastgeber-Familie De Martino. Nur die Gesichter ändern sich
www.paolinocapri.com


La Canzone del Mare

Das legendäre Strandbad in der Marina Piccola war eine Idee der englischen Sängerin Gracie Fields, die ihre schönsten Jahre auf der Insel verbachte. In den 1950er und -60er Jahren traf sich hier halb Hollywood. Den ganzen Tag über gibt es Cocktails, Gelato und Panini, mittags Pasta mit Meeresfrüchten.
www.lacanzonedelmare.com

Taverna Anema e Core

Guido Lembo und sein Sohn Luigi sind heute für das legendäre Nachtlokal verantwortlich. Die herrliche Schnulzenmusik rührt nach wie vor Fremde wie Einheimische. Es war hier, wo Regisseur Anthony Mighella den Gassenhauer „Tu vuo‘ fa l’americano“ hörte und spontan das Lied und den Sänger Fiorello in das Drehbuch von „Der Talentierte Mr. Ripley“ integrierte. www.anemaecore.com

Steht für die klassische Capri-Sandale: Costanzo Canfora (c)CvP

Steht für die klassische Capri-Sandale: Costanzo Canfora (c)CvP


Canfora

1946 begann mit der Eröffnung des kleinen Ladens gegenüber dem eleganten Grandhotel Quisisana der Siegeszug der Capri-Sandale. Und damit ein neues Kapitel in der Familiengeschichte Amadeo Canforas. Ihm folgten die Töchter Angela und Rita und aktuell, in dritter Generation, sein Enkel Costanzo. Der Laden ist unverändert, das Foto an der Wand von Jacky Kennedy erinnert an ihren ersten Besuch im Sommer 1962. Ihre Schuhgröße steht nach wie vor in der Kundenkartei. www.canforacapri.com

Chantecler

Wer den schicken Laden an der Via Vittorio Emanuele betritt, spürt noch den Geist des Exzentrikers Pietro Capuano, der über viele Jahre hinweg internationalen Stars den Schmuck auf den Körper schmiedete. Im Capri Tiberio Palace wurde ihm eine Suite gewidmet. www.chantecler.it