VENEDIG MAL ANDERS
Urlaubs-Feeling in Urban Resorts
Seit ich vor Jahren im Monat Dezember als Trauzeugin nach Venedig gebeten wurde, liebe ich die Stadt vor allem während der Winterzeit. Es ist manchmal recht kalt, man freut sich über ein paar Sonnenstunden um die Mittagszeit. Wenn sich die Stadt, was sie in dieser Jahreszeit häufig tut, in dichten Nebel hüllt, hört man auf seinen geheimnisvollen Irrwegen hier und da einen Menschen vorbeieilen, ansonsten ist es wunderbar still.
Eine schöne Art, sich a priori in Venedig zu verlieben, sind zwei meiner Lieblingsfilme: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ mit Donald Sutherland und Julie Christie – Melancholie, Gänsehaut und eine der schönsten Liebesszenen der Filmgeschichte – und natürlich „Der Tod in Venedig“, die Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann, mit der Regisseur Luchino Visconti Anfang der 1970er Jahre alle Arten von Lawinen losgetreten hat. Oskarverdächtig: Hauptdarsteller Dirk Bogarde. Der Film spielt auf dem Lido, dem ersten Schauplatz unserer kleinen Reise durch die Lagune. Sein berühmter Drehort, das Grand Hotel des Bains, wo sich Thomas Mann während eines Urlaubes mit seiner Frau 1911 Inspirationen holte, wurde 2010 geschlossen. Pläne, es in Apartments aufzuteilen, sind bislang gescheitert.
HOTEL EXCELSIOR VENICE LIDO RESORT
Schon im Vorbeigehen spürt man einen Hauch von „Tod in Venedig“-Romantik. Immerhin wurden die beiden berühmten Grandhotels fast gleichzeitig an den Lido gebaut. Mit dem Unterschied, dass Architekt Giovanni Sardi 1907 beim Entwurf des Excelsior einen „Veneto-Moorish-Fantasy-Palace“ vor Augen hatte. Man erkennt das bis heute an vielen Details, unter anderem an der Dekoration der 15 Suiten im maurischen Stil. Insgesamt gibt es 196 Zimmer und Suiten. Zur Zeit kommen ein paar weitere im fünften Stock des Palastes hinzu. Und auch die Cabanas am Strand lassen erahnen, auf welch dekadente Art sich Badegäste hier um die Jahrhundertwende in der Sonne räkelten. Vom gepflegten, feinsandigen Strand, an dem heutzutage badefreudige Venezianer für die Sommermonate ihre geliebten Cabanas mieten, sind es nur ein paar Schritte bis zur ewiglangen Gran Viale Santa Maria Elisabetta, die auf einer Seite mit Eisdielen, Bars und Pizzerien gepflastert ist. Selbst wer seine Mahlzeiten lieber im Hotel einnimmt, genießt einen Abendspaziergang mit Kaffee und Gelato.
In den diversen Restaurants und Bars des Excelsiors führt Küchenchef Alessandro Ramella, ein Schüler von Gualtiero Marchesi, seit letztem Jahr Regie, sobald es um venezianische Spezialitäten, Fine-Dining auf italienisich oder internationale Speisen geht. Ein besonderer Hit: die Pizzen nach Rezepten der legendären neapolitanischen „L’Antica Pizzeria da Michele. Eine Institution hinter der Bar: Lino Marchese, der seine Gäste zum Sunset mit kreativen Sommer-Cocktails auf der Adriatico Terrace empfängt. Absoluter Höhepunkt der Saison sind die Filmfestspiele von Venedig, bei denen das Excelsior seit 1932 die Gastgeberrolle spielt. In diesem Jahr vom 30. August bis zum 9. September. Unter den Preisträgern: die italienische Regisseurin Liliana Cavani und der chinesische Schauspieler Tony Leung Chiu-wai. Beiden wurde im März bereits der Goldene Löwe für ihr Lebenswerk überreicht. Wie immer residiert die Mehrzahl der Filmschaffenden im Excelsior – der Palazzo del Cinema ist gleich nebenan.
Als langgezogene schmale Insel wirkt der Lido wie ein natürlicher Schutz zwischen Venedig und dem offenen Meer. Im Gegensatz zu den anderen drei Urban Resorts, die ich hier präsentiere und die ausschließlich per Boots-Shuttle erreichbar sind, gibt es auf dem Lido Autos. Hotelgäste des Excelsior können die Autofähre nehmen und finden vor Ort entsprechende Parkmöglichkeiten. Für den 15minütigen Weg zum Markusplatz nehmen sie, wie alle anderen, das hoteleigene Speedboot. www.hotelexcelsiorvenezia.com
BELMOND HOTEL CIPRIANI
Schon durch den weltweiten Ruf von Harry’s Bar Venedig ist der Name Cipriani vielen Menschen geläufig. Es war der Vater des heutigen Besitzers, Giuseppe Arrigo Cipriani, der die Bar 1931 gemeinsam mit seinem amerikanischen Finanzier Harry Pickering gründete. In einem eher unscheinbaren Lagerhaus in der winzigen Calle Valarese, ein paar Schritte vom Markusplatz entfernt. Es waren unter anderem der Bellini Cocktail, ein im Wasserglas servierter Mix aus trockenem Prosecco und dem Mark weißer Pfirsiche, sowie das längst zu einem internationalen Klassiker avancierte, hauchfein geschnittene Rinder-Carpaccio, die der Bar in den 1950er Jahren zu Weltruhm verhalfen. Jeder war hier Gast – von Peggy Guggenheim und Max Ernst über Barbara Hutton und Cary Grand bis zu Nicole Kidman und Tom Cruise. Während der Pandemie stand zu befürchten, dass der inzwischen über 90jährige Arrigo Cipriani die Bar für immer schließen würde. Er tat es Gott sei Dank nicht und überwacht weiterhin den Betrieb von seinem Büro im ersten Stock aus. Zurück zum Hotel: Nach seinem Erfolg mit der Bar, kaufte Giuseppe – unterstützt von der Guiness Brauerei – 1958 eine Locanda mit großem Garten an der Nordostspitze der autofreien Insel Giudecca, kaum fünf Bootsminuten vom Markusplatz entfernt. Und verwandelte sie kurz darauf in ein Hotel. In den 1970er Jahren wurde es in die Kollektion der Orient-Express-Hotels aufgenommen, dient seither als Getaway für die Passagiere des Nostalgie-Zuges Venice Simplon (siehe Traumreisen).
Seit einem Rebranding 2014 rangiert es unter dem Label Belmond. Seine Gäste wohnen im Haupthaus oder in den Suiten des benachbarten Palazzo Vendramin. Wann immer eine Verschönerung ansteht, sind die venezianischen Traditionshäuser gefragt: mit Lampen von Fortuny, Dekostoffen von Rubelli, Lüstern von Murano. Kulinarisches Aushängeschild ist das Ristorante „Oro“, von Stararchitekt Adam D. Tihany gestylt, durch Küchenchef Riccardo Canella mit einem Stern dekoriert. Place to be: der mit beheiztem Meerwasser gefüllte XXL-Pool.
www.belmond.com
Nicht versäumen: einen Besuch beim wenige Fußminuten entfernten „Harry’s Dolci, einem auf venezianische Gerichte und tolle Desserts spezialisierten Ableger von Harry’s Bar: Mein Tipp: die Crostata Meringata, ein für mich unwiderstehliches Zitronen-Dessert mit Baiser-Haube.
Extra-Tipp: ein Ausflug zur „Locanda Cipriani“ auf der Insel Torcello. Giuseppe Cipriani kaufte das Landhaus ursprünglich für seine Familie. Wie erwartet, wurden auch hier später zahlende Gäste empfangen. Unter ihnen Ernest Hemingway, der eine ganze Weile in einem der fünf Zimmer ausharrte und die Locanda in seiner Novelle „Across the River and into the Trees“ verewigte. Später folgten ihm Charlotte Rampling, Julia Roberts und Tom Cruise. Viele kommen nur zum Lunch, andere bleiben über Nacht.
www.locandacipriani.com
SAN CLEMENTE PALACE KEMPINSKI
In rund zehn Bootsminuten erreicht man vom Markusplatz aus die Privatinsel San Clemente, zu der es keinen öffentlichen Zugang gibt. Nur für Gäste per Wassertaxi oder per kostenlosem Boots-Shuttle des Resorts. Wer mit dem Auto nach Venedig reist, kann den Park-Service des Hotels an der Piazzale Roma in Anspruch nehmen.
Die 196 Zimmer und Suiten des exklusiven Insel-Retreats sind in den Räumen einer 900 Jahre alten Klosteranlage untergebracht. Eingefasst von einer 15 Hektar großen Parklandschaft. In den Zimmern sowie in der privaten Villa Giardini (mit Platz für drei Personen): zeitgemäßes Design mit historischen Touch-ups. Die Kulinarik: Im „Acquerello“ Restaurant kommt moderne venezianische Küche auf den Tisch, in der „La Dolce Brasserie & Pool Bar“ speist man leichte Gerichte im Freien, in der „Sunset Bar trifft man sich zu Cocktails, in der „Clemente Bar“ zu Snacks und Cocktails mit Betonung auf Kuba. Was es sonst noch gibt? Das „The Merchant of Venice Spa“ mit beheiztem Outdoor-Pool, einen Tennisplatz und einen Joggingpfad, einen Kids Club und eine Pitch & Putt-Golfanlage.
www.kempinski.com
JW MARRIOTT VENICE RESORT
Nur 20 Minuten mit dem kostenlosen hoteleigenen Boots-Shuttle vom Markusplatz aus trennen die Gäste von einem absolut friedlichen Paradies. Standort des Fünfsterne-Island Hideaways ist die private Isola delle Rose, eingerahmt vom üppigen Grün ihrer Obst- und Olivenhaine. Was die Unterbringung der Gäste betrifft, gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten: Man wählt zwischen den Zimmern im Haupthaus und den Dependencen La Residenzia, L’Uliveto und der Villa Rose, einem exklusiven Ferienhaus mit zwei Zimmern und Pool. Auf dem Dach des Hotels: die Pool-Terrasse, das Restaurant „Sagra“ und die „Rose Lounge Bar“.
Die sogenannten JW-Retreats verstecken sich im Grünen. Mit privaten Terrassen, Gärten, Pools. Der Mailänder Stararchitekt Matteo Thun sorgte mit Hilfe seines zeitgemäßen Designs für ein modernes Zuhause-Feeling. Im Garten findet man auch das Frühstückslokal „Fiola“ in der Villa Dopolavoro. Insgesamt gibt es vier Restaurants und das größte Spa Venedigs – eine 1750 Quadratmeter große Wohlfühloase mit Dampfbad, Sauna und Aquatonic Pool. Für die ganze Familie werden diverse Wassersportarten angeboten
www.mariott.com