WIEN LEUCHTET!

Und feiert das Event des Jahres: 150 Jahre Weltausstellung Wien.

Das Motto: „VISION UND AUFBRUCH!“

100 Jahre vor der Weltausstellung legte Herzog Albert von Sachsen den Grundstein für das Museum Albertina (c)CvP

100 Jahre vor der Weltausstellung legte Herzog Albert von Sachsen den Grundstein für das Museum Albertina (c)CvP

Bahnbrechende Ereignisse wie Olympiaden oder Filmfestspiele beziehungsweise Sonderrollen als Design- oder Kulturhauptstädte sorgen nicht nur kurzfristig für Aufmerksamkeit. Alle hinterlassen Spuren, manche für immer. Wie die Wiener Weltausstellung, zu der 1873 Menschen aus aller Welt in die österreichische Hauptstadt reisten. Leider nicht so viele wie erwartet: Eine Cholera-Epidemie und ein Börsenkrach sorgten dafür, dass statt der erwarteten 20 Millionen nur 7,3 kamen. Unter ihnen 33 regierende Fürsten, der russische Zar, der deutsche Kaiser und der Schah von Persien, der mit seinem 60köpfigen Gefolge für Aufsehen sorgte. Die Besucherzahl war nicht entscheidend, sondern der von technischen und wissenschaftlichen Sensationen ausgelöste, unaufhaltsame Aufbruch in eine neue Welt des Denkens und Handelns. Wien begab sich auf den Weg zur Weltmetropole. Unter anderem mit sechs neuen Bahnhöfen, hochqualifizierten Handwerksbetrieben wie der Glasmanufaktur J.&L. Lobmeyr, die den Kaiserpavillon für die Weltausstellung gestaltete, Museen wie der Albertina, repräsentativen Grandhotels wie dem Palais Hansen und der Geburtsstunde der Kaffeehauskultur mit dem 1873 eröffneten Café Landtmann.

Zur Weltausstellung 1873 eröffnet: das Café Landtmann (c)WienTourismus_Christian-Stemper

Zur Weltausstellung 1873 eröffnet: das Café Landtmann (c)WienTourismus Christian Stemper

Ein Quell der Lebensfreude war der Bau einer Hochwasserleitung, die bis heute über eine Strecke von 95 Kilometern glasklares Wasser aus den Bergen Niederösterreichs in die Stadt bringt. Seither kannte der Gestaltungsdrang keine Grenzen. In der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts setzten einheimische Architekten wie Helmut Richter, Hans Hollein oder Coop Himmelb(l)au ihre Zeichen. Später folgten internationale Namen wie Jean Nouvel, Hitoshi Abe und Zaha Hadid. Und die Wiener? Als eine Art Gegenentwurf zur mediterranen Leichtigkeit des Seins standen sie lange Zeit für eine von Monarchie, Weltschmerz und Aufbruchsstimmung geprägte Lebensphilosophie.  Ich würde sagen, die Monarchie ist verdaut und der Weltschmerz hält sich in Grenzen. Ungebrochen ist die Aufbruchsstimmung, die Neugier, das ewige Wechselspiel von Althergebrachtem und bahnbrechend Neuem. Als Bauherren der Zukunft wirken Galeristen, Gastronomen, Architekten und Designer. Und alle anderen, die sich nicht aufhalten lassen.

Heurigenromantik beim Wieninger am Nussberg (c)WienTourismus_Peter-Rigaud

Heurigenromantik beim Wieninger am Nussberg (c)WienTourismus Peter Rigaud

Das alles immer mit einem liebvollen Blick auf das, was wir an Wien besonders lieben: das Gutbürgerliche in den Gasthöfen, das Herumhocken in den Kaffeehäusern, die Qualität der Ex-Hoflieferanten, die Jausenbüffets der Heurigen, die Frankfurter mit Kren, die Sachertorte mit Schlagobers und das Wienerschnitzel mit Erdäpfelsalat. Übrigens: Auch die Tram ist aus dem Wiener Stadtbild nicht wegzudenken. Eine Fahrt über die Ringstraße wird zur kurzweiligen Sightseeingtour, ein Ausflug zu den Heurigen-Lokalen eine unkomplizierte Art, nach ein paar Schoppen Wein wieder sicher heimzukommen.

Wer den Satiriker Karl Kraus kennt, weiß genau, was er meinte, als er ausrief „Wien bleibt Wien – und das ist eine Drohung“.

MEINE HOTELTIPPS

HOTEL IMPERIAL, A LUXURY COLLECTION HOTEL

Ursprünglich wurde das Pracht-Palais 1863 als private Residenz für den Prinzen von Württemberg gebaut. Zum Anlass der Wiener Weltausstellung verwandelte sich das repräsentative Gebäude zehn Jahre später in ein Hotel. Zur Eröffnung des Hotels und zu Ehren von Kaiser Franz Joseph I. kreierte der Legende nach der Küchenjunge Xaver Loibner die berühmte Imperial-Torte. Eine süße Verführung aus luftig geschlagener Schokoladenbuttercreme, eingestrichen zwischen hauchzarten Mandelblättern und von feinstem Marzipan umhüllt. Dabei war die quadratische Form ihr besonderes Merkmal, was dem Kaiser auffiel, und dann schmeckte sie ihm auch noch vorzüglich. Heute ist sie als Imperial Torte N°1 – neben der Sachertorte – die köstlichste Sünde der Stadt. Ganz neu in der Patisserie des Palasthotels: Die imperiale Variation N°3 „feine Himbeere“ gibt es jetzt auch als handliche Petit Fours. Ein schönes Mitbringsel für daheim gebliebene Naschkatzen. Das Prunk-Interieur des Hotels spiegelt auch heute noch das Wien des 19.Jahrhunderts. Im Fine-Dining-Restaurant „Maria Theresia“ speist man in royaler Atmosphäre.

Zum 150sten Jubiläum offeriert das Imperial Zimmer zum Sonderpreis von 300 Euro, bis 15. November, www.marriott.com

Die Imperial Royal Suite des Hotel Imperial (c)Matthias Hamel

Die Imperial Royal Suite des Hotel Imperial (c)Matthias Hamel

PALAIS HANSEN KEMPINSKI

Das elegante Ringstraßen-Palais hat in diesem Jahr Grund zu feiern: 1873 von Theophil Hansen zur Weltausstellung gebaut, zählt es bis heute zu den historischen Prachtbauten der Stadt. 2013, wurde das denkmalgeschützte Gebäude von Kempinski, der ältesten europäischen Luxushotelkette, seiner neuen Bestimmung zugeführt. Das Palais Hansen Kempinski beherbergt 152 Zimmer und Suiten auf drei Etagen, zwei Restaurants – darunter das hochdekorierte „Edvard“ – und die Lobby Lounge & Bar, eine moderne Interpretation des Wiener Salons. In Memoriam Weltausstellung gibt es bis Ende 23 ein Jubiläumspackage: zwei Nächte mit Frühstück in einer eleganten Suite, Champagner und Früchte auf dem Zimmer, freien Zugang zum Spa und eine private City-Tour auf den Spuren des berühmten Architekten. Unabhängig davon, dass Kempinski den Hotelbetrieb Ende Dezember einstellt, wird das Programm zum Jubiläumsjahr durchgeführt. Mehr Infos unter www.kempinksi.com/wien

Hat Grund zu feiern: das Palais Hansen Kempinski ©Palais Hansen Kempinski

Hat Grund zu feiern: das Palais Hansen Kempinski ©Palais Hansen Kempinski

Die Josefine

Namensgeberin des kleinen Boutiquehotels in einer Seitenstraße der Mariahilfer Straße ist Josephine de Bourblanc. Die Aristokratin wurde 1895 als Tochter des französischen Botschafters in Wien geboren. Später beherbergte sie in diesem Haus Künstler und Intellektuelle und verzauberte sie mit ihrem Hang zum Surrealismus.  Sie hinterließ eine kleine private Kunstsammlung sowie kurze Gedichte und Zeichnungen, die man überall an den Wänden wiederfindet. Überwiegend Künstler, Tänzer und Schauspieler buchen heutzutage eins der 49 Zimmer und Suiten im opulenten Art-Déco-Look. Zu überschaubaren Preisen. Place to be: der intime Barfly‘s Club – morgens zum Frühstück, abends zu Cocktails und kleinen Gerichten. www.hoteljosefine.at

Opulent: die Josefine Suite ©Tina Herzl

Opulent: die Josefine Suite ©Tina Herzl

Hotel Sacher Wien

Der Bäckerlehrling Franz Sacher hatte – im Auftrag des Prinzen von Metternich – die berühmteste Schokoladentorte der Welt bereits 1832 erfunden, als sein Sohn 1876 gegenüber der Wiener Staatsoper das Hotel Sacher eröffnete. Wirklich bekannt wurde es durch die exzentrische Persönlichkeit seiner Witwe Anna Sacher, die ab 1892 für das Schicksal des Hauses verantwortlich war. Künstler, die bei ihr gern gesehene Gäste waren, bezahlten ihre Rechnungen auch schon mal mit noch unbekannten Werken. Und legten so den Grundstein für die exzellente Kunstsammlung des Hauses, das sich seit den 1960er Jahren in der Obhut der Hoteliersfamilie Gürtler befindet. In der letzten großen Renovierungsphase, die 2012 zum Abschluss kam, gelang dem französischen Stardesigner Pierre-Yves Rochon der Spagat zwischen Tradition und moderner Zeit. Die Blaue Bar ist der rechte Platz für einen Sacher Martini oder einen Anna Sacher Cocktail, das Restaurant Rote Bar hat Wiener Klassiker auf der Karte. Im Café Sacher wählt man zwischen süß und herzhaft. Ich entscheide mich meist für ein Stück Sachertorte mit Einspänner (im typischen Glas servierter doppelter Espresso mit Schlagobers). www.marriott.com

Suite Samson et Dalila im Hotel Sacher

Suite Samson et Dalila im Hotel Sacher

Hotel Mooons

Kein Schreibfehler, die drei O passen zum futuristischen Design der Fassade, die mit unzähligen kreisförmigen Elementen an den Mond erinnern soll. In den Zimmern entpuppen sich die Kreise als originelle Fenster. Eine schöne Kombination zu dem lässig-urbanen Design. Die Alternative: die großflächigen Dachfenster der Suiten in den oberen Stockwerken. In sternklaren Nächten fühlt man sich hier dem Himmel ganz nah. Echter Höhepunkt ist im wahrsten Sinne des Wortes die Dachterrasse mit Bilderbuchblick auf die Stadt. Ein Ort der Entspannung, genau wie der Garten und das Restaurant, wo sich die regionale Küche auf gelungene Art mit internationalen Fusionen aufrüstet. www.mooons.com

In Memoriam Mond: die Fassade des Mooons

In Memoriam Mond: die Fassade des Mooons

Hotel Motto

Die Verwandlung des Hotel Kummer, das zur Weltausstellung eröffnete und in den Jahren danach Künstler und Kreative beherbergte, in ein cooles Designhotel wirkte wie ein Ritterschlag für die Mariahilfer Straße und für den ganzen 7. Bezirk. Das Konzept des Wiener Architekten Arkan Zeytinoglu: zeitgemäßer Boudoir-Stil mit einem Schuss Graffiti-Art. Ein Teil der Teppiche, Lampen und Fliesen wurden handgefertigt. Einige Vintage-Schmuckstücke stammen sogar aus dem Pariser Hotel Ritz. Mein Tipp: die Art Deluxe Zimmer im 6. Stock. Nach einem klassischen Gin & Tonic auf der Dachterrasse war für mich das Dinner in der Brasserie Chez Bernard der kulinarische Kick meiner Wien-Reise: eine ganze Artischocke in Estragon-Vinaigrette, klassische Bouillabaisse und zum Schluss mein Lieblingsdessert, eine Tarte Tatin. DJs aus Wien und Paris beleben die Barszene regelmäßig mit Livesounds. Das alles im Geburtshaus von Josef Strauss, dem Sohn des berühmten Dirigenten Johann Strauss. www.hotelmotto.at

Bar-Bistro Chez Bernard im Hotel Motto (c) Oliver Jiszda

Bar-Bistro Chez Bernard im Hotel Motto (c) Oliver Jiszda

HOTEL 25HOURS BEIM MUSEUMSQUARTIER

Naive, kunterbunte Zirkusmotive auf den Tapeten, Yogamatten und Hula-Hoop-Reifen, das Interieur des originellen Designhotels ist unverkennbar. Nicht nur Kinder schwärmen von der Pizza im Restaurant „1500 Foodmakers“. Seit März heißt es im „Ribelli“-Restaurant, wo sich grundsätzlich alles um die cucina populare dreht, von mittwochs bis samstags Tea Time Italiano. Mit italienischen Schoko- und Orangenkuchen, aber auch Herzhaftem wie Antipasti oder Focaccia. Zum Sunday Brunch gibt es neben vielerlei anderen Köstlichkeiten Pizzen im Miniaturformat zur Auswahl. E-Bikes gibt’s für die Gäste kostenlos. www.25hours-hotels.com

Kunterbunt: die Zimmer des 25hours

Kunterbunt: die Zimmer des 25hours

ROSEWOOD VIENNA

Das Rosewood Vienna, das im letzten Sommer in einem neoklassizistischen Bankgebäude am Graben eröffnet wurde, ist das erste Mitglied der Hotelgruppe im deutschsprachigen Raum. Es erfüllt die obligatorischen Kriterien: zeitgemäß-elegantes Interieur, internationale Kulinarik, Top-Service. Immer mit Augenmerk auf das lokale Design: Die Kronleuchter in der Präsidentensuite stammen vom Wiener Traditionsbetrieb J.&L. Lobmeyr, die Jugendstilstoffe für Möbel und Vorhänge vom Traditionshaus Backhausen. So verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart auf spielerische Art. Über einen separaten Eingang erreichen Gäste das im sechsten Stock gelegene Restaurant „Neue Hoheit“ – seit seiner Eröffnung einer der kulinarischen Hotspots der Stadt. Im gleichen Stock herrscht in der Show Kitchen Area eine eher lässige Atmosphäre. Eine Treppe höher verbreitet die Rooftop-Bar Speakeasy-Atmosphäre. Hier kombiniert man kreative Cocktails mit einem Blick in den Himmel über Wien. Ein wegweisender Schritt in die Zukunft: Das Rosewood Vienna offeriert seinen Gästen lupenreines, unbehandeltes Hallsteiner Wasser. Es stammt direkt aus der gleichnamigen Quelle in der Dachsteinregion. Ein absolutes Highlight für Spa-Goer: Im Rosewood Vienna Spa kommen Produkte der Kultmarke Augustinus Bader zum Einsatz. Schön zu wissen: In diesem Gebäude am Petersplatz hat Wolfgang Amadeus Mozart Teile von „Die Entführung aus dem Serail“ komponiert. www.rosewoodhotels.com

Salon Aurelie im Rosewood Vienna

Salon Aurelie im Rosewood Vienna

INDIGO VIENNA NASCHMARKt

Die Hotelmarke verdient ihren Ruf, die jeweiligen Boutiquehotels in angesagten Künstlervierteln zu platzieren. So auch in Wien. Der 5.Bezirk Margareten, zu dem auch der Naschmarkt gehört, steht für hippe Bars und Kneipen sowie die Galerien entlang der Schleifmühlgasse. Die 158 Zimmer auf neun Stockwerken verteilen sich um einen üppig begrünten atriumähnlichen Innenhof. Mit dem vielen Grün, von Pflanzen inspirierten Kunstwerken und Tapeten mit farbenfrohen exotischen Mustern entsteht eine Verbindung zu den vielen geheimen Gärten in der Umgebung. Das ebenfalls begrünte Dach bietet Lebensraum für Bienen und Vögel. Im Restaurant „Pigment“ kommen feine, kreative Gerichte mit fantasievollen Namen auf den Tisch. www.ihg.com

Blumenreich: Zimmer im Indigo Vienna

Blumenreich: Zimmer im Indigo Vienna

THE LEO GRAND

Was das fantasievolle Design betrifft, bewies man Mut für das Außergewöhnliche. Und kreierte ein Kunstwerk der barocken Lebensfreude. Das beste Beispiel: die Leopold Suite mit 68 Quadratmetern auf zwei Ebenen, mit integrierten Deckenbalken unter dem Dach des Hauses. Insgesamt gibt es 76 Zimmer und Suiten. Ein schönes Detail: Die Weine in der Minibar stammen vom hauseigenen Bio-Weingut Lenikus. Das kulinarische Gesamtkonzept liegt in Händen von Gastro-Guro Martin Ho von der Wiener DOTS-Gruppe. Das opulente Frühstück sorgt für einen nachhaltigen Frischekick am Morgen. Im „DOTS at The Leo Grand“ wird Wiener Küche innovativ interpretiert – mit leichten französischen Akzenten. Kleine Salons garantieren Privatsphäre, während der Gastgarten inzwischen zu den beliebtesten Open-Air-Hotspots der Stadt gehört. www.theleogrand.com

Gastgarten des Dots at the Leo Grand © DOTS GROUP

Gastgarten des Dots at the Leo Grand © DOTS GROUP

PARK HYATT VIENNA

Dass in dem würdevollen Gebäude viele Jahre lang Bankkunden aus- und eingingen, begreift man spätestens beim Betreten des Restaurants „The Bank Brasserie & Bar“. Der Name ist verräterische, aber auch die Architektur der ehemaligen Schalterhalle. Selbst der Tresorraum des denkmalgeschützten Gebäudes hat eine neue Funktion als 1000-Quadratmeter-Wellnesstempel. Wo vor 100 Jahren Gold und andere Wertsachen lagerten, schwimmen heute die Gäste des exklusiven Arany Spas im 15 Meter langen Indoorpool mit vergoldeten Glasfliesen. Das Spa-Menü spricht für sich: Zum zweistündigen „Signature Gold Treatment“ gehört ein Peeling mit Goldpartikeln, eine Body-Massage und ein Facial mit einem Hauch von Gold, mit einem Glas Champagner inklusive. Etwas weniger dramatisch erlebt man im „Cafè am Hof“ ein schönes Stück Wiener Kaffeehauskultur. www.parkhyattvienna.at

War früher eine Bank: das Park Hyatt Vienna

War früher eine Bank: das Park Hyatt Vienna

HOTEL BEETHOVEN

Noch so ein gelungener Mix aus Mid-Century, Boudoir und modernen Designelementen. Gastgeberin Barbara Ludwig hat die sechs Etagen des Eckhauses an der Papagenogasse, unweit vom Naschmarkt, in den letzten Jahren nach und nach renoviert. Ihr Lieblingszimmer „Berta Zuckerkandl“, das sie einem Freigeist mit großem Herzen gewidmet hat, liegt auf dem sogenannten Stockwerk der starken Frauen des Fin de Siècle. Eine davon war sicher ihre Mutter, eine erfolgreiche Pianistin, die dem Haus ihren Bösendorfer Flügel hinterlassen hat. Und damit die Grundlage für die Salon-Konzerte, die jedes Wochenende Künstler und Musikfreunde zusammenbringen. Pavlo Kachnov am Piano, Michael Babytsch am Violoncello. Zusammen spielen sie Haydn, Mozart und, wie könnte es anders sein, Beethoven. Für Gäste gibt es ein Glas Sekt gratis. Hotelgäste, Nachbarn, Künstler und Lebenskünstler treffen sich schon tagsüber in der beliebten „Lvdig Bar“ (kein Schreibfehler). Wer über Nacht bleibt, bekommt sein Frühstück bei schönem Wetter im Innenhof serviert. Mit hausgemachten Mehlspeisen und Bircher Müsli, Bio-Honig aus dem Wienerwald und Stauds Marillenmarmelade vom Naschmarkt. Im Spa entfalten Bergkräuter und Heilpflanzen der Natur-Pur-Marke „Magdalena’s made in Tirol“ ihre wohltuende Wirkung. www.hotel-beethoven.at

Schreibtisch mit Erker im ©Hotel Beethoven ©Hotel Beethoven

Schreibtisch mit Erker im Hotel Beethoven ©Hotel Beethoven

WIEN GUTBÜRGERLICH

GUMPENDORFER STRAßE

Nachdem die Familie meiner Mutter aus dem Osten stammt und ich, vor allem als Studentin und in den Jahren danach, häufig mit ihr nach Budapest, Bratislava, Krakau und in die Hohe Tatra gereist bin, ist mir Wien als obligatorische erste Station der Reise wohlvertraut. Wir waren im Mini unterwegs, angenehm unabhängig, da wir überall bei Freunden und Verwandten wohnten. In Wien bei Tante Steffi in der Hornbostelgasse, einer Sackgasse in Höhe der Gumpendorfer Straße 122. Nur einen Spaziergang entfernt vom Café Sperl (Nr.11), wo wir am Morgen frühstückten und häufig am Nachmittag für Cremeschnitten und Marillenstrudel vorbeischauten. Seither liebe ich die unverwechselbare Wiener Kaffeehausatmosphäre, die höflich-charmanten Kellner im Tuxedo, die weiblichen Bedienungen in schwarzen Kleidern und gestärkten Schürzen. Und alles andere, wie es sich gehört: die gewölbten Kuchen-Vitrinen, das Thonet-Gestühl, das Milchglas der Lampenschirme, die gespannten Zeitungen an den holzgetäfelten Wänden. Ich war letztes Jahr wieder dort und habe alles unverändert vorgefunden. Das Café Sperl steht glücklicherweise unter Denkmalschutz.

Unter Denkmalschutz: das Café Sperl (c)WienTourismus Peter Rigaud

Unter Denkmalschutz: das Café Sperl (c)WienTourismus Peter Rigaud

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Gumpendorfer Straße ist genauso wie die parallele Mariahilfer Straße keine todschicke Einkaufsmeile, sondern ein Eins-zu-Eins-Abbild des normalen bürgerlichen Lebens. Mit Supermärkten, Apotheken, Allerweltsläden, Bäckereien und Wochenmarkt. Die Wohnungsmieten sind allerdings im Aufwind – der 6.Bezirk gehört zu den neuen Szenevierteln. Place to be für einen Rundumblick auf die Stadt ist die Rooftop-Bar im „Haus des Meeres“: Der Feuerleitturm im Esterhazypark beherbergt seit den 1950er Jahren einen (sehenswerten) Aqua-Terra-Zoo auf elf Etagen. Die „360° Ocean Sky Bar“ erreicht man mit einem separaten Lift (haus-des-meeres.at). Must-Sees an der Gumpendorfer Straße: das von Dutzenden roten Laternen erleuchtete Shanghai Tan, Spezialität Peking-Ente auf Vorbestellung (Nr.9), Fräulein Kleidsam mit Vintage-Schätzen aus den 1980er Jahren (Nr.10-12), im gleichen Haus das Café Phil, eine Buchhandlung mit Plattenladen und Café (Nr.10-12), die Fashion-Ikone Nachbarin mit hochwertiger Designer-Mode (Nr. 17). Extra-Tipp: ein Abstecher in‘s Gartencafé im Hinterhof der Stumpergasse 3 – auf einen vorzüglichen Käsekuchen oder ein Speckbrot mit Kren.

Muss sein: Fiaker-Fahrt durch die Innenstadt

Muss sein: Fiaker-Fahrt durch die Innenstadt

Und an gleicher Adresse (Nr.15-17) das Lichterloh, eine Fundgrube für Design-Klassiker von 1920 bis 1970, darunter Bauhaus-Möbel, Wagenfeld-Lampen und Hoffmann-Stühle. Weiter geht’s mit Mama Liu & Sons als gute Adresse für Dumplings & Dim Sum (Nr. 29), der Saint Charles Apotheke mit toller Naturkosmetik, Kräuterölen und -tees (Nr. 30), Bücher Ernst mit Fachwissen in allen Bereichen, von Kochbüchern bis Klassikreihen (Nr. 84) bis zu Disco Volante, einer originellen Pizzeria mit einem Pizzaofen aus Vulkangestein in Form einer Discokugel (Nr. 98).

MARIAHILFER STRAßE

Sie war schon zur k.u.k-Zeit die wichtigste Einkaufsstraße der Stadt. Vor allem auf ihrem ersten Stück, der 1,8 Kilometer langen Inneren Mariahilfer Straße zwischen Museumsplatz (Getreidemarkt) und dem Gürtel, seit zehn Jahren Fußgängerzone. Am 18. August 1911 wurde an der Ecke Mariahilfer Strasse 120/Kaiserstrasse zum Geburtstag von Kaiser Franz-Josef das erste Kaufhaus der Stadt eröffnet. Heute beherbergt der historische Rundbau auf den oberen Etagen das Hotel Ruby Marie, mit gleichnamiger 24 Hour Bar, Bibliothek, Dachgarten und einer Movie Lounge in Erinnerung daran, dass es in dem ehemaligen Luxuskaufhaus ein Kino gab (ruby-hotels.com). Weitere Must-Sees auf der Mariahilfer Strasse: die Hutmacherei Szaszi, seit 1858 am gleichen Platz, spezialisiert auf Herrenhüte in allen Farben und Formen (Nr. 4), My Secret Garden mit Schwerpunkt auf vegane und vegetarische Küche (Nr.45) und das seit 2009 denkmalgeschützte Jugendstil-Café Ritter (Nr.73).

Kulturhotspot Museumsquartier (c)WienTourismus Christian Stemper

Kulturhotspot Museumsquartier (c)WienTourismus Christian Stemper

MUSEUMSQUARTIER

Stadteinwärts stößt die Mariahilfer Straße an ihrem Ende auf die größte Attraktion des 7. Bezirks: das Museumsquartier. Untergebracht in den ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen und mit 60 kulturellen Einrichtungen auf 90 000 Quadratmeter eines der größten Kunstareale weltweit. Allen voran das Leopoldmuseum mit Werken von Gustav Klimt und Egon Schiele, die Kunsthalle Wien und das Mumok mit seiner Fassade aus anthrazitgrauem Lavagestein. Bis hin zu seinen kulinarischen Eyecatchern: dem „Café.Restaurant.HALLE“ zwischen den Säulen der ehemaligen Winterreithalle und dem „Café Restaurant CORBACI“, dessen markante Deckenfliesen in Istanbul produziert wurden. Nicht zu vergessen der von April bis Oktober bespielbare Minigolfplatz in einem der Innenhöfe. www.mqw.at Das Museumsquartier grenzt unmittelbar an den Spittelberg, ein wiederbelebtes Biedermeierviertel, Standort von Studentenkneipen und eines besonders romantischen Weihnachtsmarkts.

bei Studenten beliebt: der Spittelberg (c)Wien Tourismus Gregor Hofbauer

bei Studenten beliebt: der Spittelberg (c)Wien Tourismus Gregor Hofbauer

NASCHMARKT & SCHLEIFMÜHLGASSE

Aushängeschild und Anziehungspunkt von Mariahilf beziehungsweise dem 6. Bezirk ist der Naschmarkt. Vor allem, seit sich ein Teil der rund 120 befestigten Lebensmittelstände in Stehimbisse und Restaurants verwandelt hat. Seit Anfang der 1990er Jahre, als sich die Grenzen nach Osten immer mehr öffneten, hat auch der Naschmarkt, was die Waren betrifft, einen leichten Ostruck gemacht. Wien rückte nicht nur politisch wieder in die Mitte Europas, auch die Menschen kamen sich näher. Was man besonders beobachten kann, wenn am Samstag an Stelle von Gemüse, Gewürzen und Delikatessen Trödelwaren und Antiquitäten feilgeboten werden. Der Flohmarkt ist zwar kein Geheimtipp mehr, aber eine gute Gelegenheit, originelle und ausgefallene Dinge zu finden. An normalen Wochentagen trifft man sich ganztägig zum Frühstück in dem von Sir Terence Conran gestalteten Café Drechsler (Linke Wienzeile 22), Orientalisches  gibt es im Neni (Naschmarkt 510), Meeresgetier im Umarfisch (Naschmarkt 76)und, allerlei Leckereien am Feinkoststand Urbanek (Naschmarkt 46).

Vom Naschmarkt ist es nur einen Katzensprung bis zur SCHLEIFMÜHLGASSE, die mir besonders am Herzen liegt. Auf dem relativ kurzen Verbindungsstück zwischen Wienzeile und Wiedener Strasse befinden wir uns schon im 4. Bezirk. Die Schleifmühlgasse hat von Frühstück bis Sundowner vieles zu bieten: Café Amacord, ein Ort der Geselligkeit, das Repertoire reicht von Kipferl mit Einspänner bis Kärnter Kasnudeln mit Fluchtachterl (Ecke Naschmarkt/Schleifmühlgasse, Kikko Ba, bekannt für japanische Tapas (Nr. 8), Blumenkraft – die kunstvoll arrangierten Sträuße von Christine Fink stehen auf Sockeln und Podesten (Nr. 4), Flo Vintage, die ungekrönte Königin unter den Vintage-Läden und Ideen-Geber für einheimische Modedesigner (Nr. 15a), das Vollpension mit Kaffee & Kuchen in nostalgischer Wohnzimeratmosphäre (Nr. 16), Babette’s mit einer Riesenauswahl Kochbücher und Gewürzen aus eigener Manufaktur (Nr.17), Café Anzengruber, eine Institution unter den Künstlertreffs (Nr. 19).

Kneipenszene am Naschmarkt (c)Wien Touismus Christian Stemper

Kneipenszene am Naschmarkt (c)Wien Touismus Christian Stemper

HANDVERLESENES HANDWERK:

DIE WIENER TRADITIONSADRESSEN

Die Monarchie ist seit 1918 passé, aber die ehemaligen k.u.k. Hoflieferanten mit einer Auszeichnung, die nur den besten Wiener Unternehmen verliehen wurde, haben sich glücklicherweise herübergerettet.

J.& L. Lobmeyr

Das absolute Non plus Ultra zum Thema Glaskunst war 1873 schon Teil der Weltausstellung. Bis zum Verkauf geht ein Lobmeyr-Glas durch mindestens 24 Hände, passiert im Anschluss vier Qualitätskontrollen. Die Gestalter sind Maler, Architekten, Designer. Um die Jahrhundertwende waren das Josef Hoffmann und Albert Loos, heutzutage Helmut Lang, Tomàs Alonso oder Marco Dessi. Eins der bekanntesten Leuchtobjekte: der Lüster Starburst aus dem Jahr 1963, eine Art Urknall in verschiedenen Ausführungen. Er hängt u.a. in der Metropolitan Opera in New York. Kärntner Str. 26, 1. Bezirk  www.lobmeyr.at

Glaspalast mit Tradition: J.&L. Lobmeyr (c)Wien Tourismus Paul Bauer

Glaspalast mit Tradition: J.&L. Lobmeyr (c)Wien Tourismus Paul Bauer

Schwäbische Jungfrau

Im 18. Jahrhundert nannte man Tuchhändler, die mit ihren kostbaren Stoffen die Donau hinaufreisten, „schwäbische Jungfrauen“. Inzwischen sind sie längst in Wien sesshaft geworden, auf drei Etagen, einen Steinwurf vom Stephansdom. Feinste Tisch- und Bettwäsche, die hier nach Maß gefertigt wird, soll ein Leben lang halten. Am Graben 26, 1.Bezirk  www.schwaebische-jungfrau.at

Scheer

Maßgemachte Schuhe waren in der Vergangenheit ein Must für jeden Gentleman. Und sind beim ehemaligen k.u.k. Hofschuhmacher heute noch derart gefragt, dass man als Kunde auf Wartezeiten gefasst sein muss. Für Markus Scheer, der eine Ausbildung zum orthopädischen Schuhmachermeister vorweisen kann, in siebter Generation ein gutes Geschäft. In der Werkstatt über dem Laden, wo Mitarbeiter heute noch an 100 Jahre alten Singer-Nähmaschinen arbeiten, wurden schon Schuhe für Kaiser Franz Joseph gefertigt. Zum Repertoire gehören heute auch Taschen, Gürtel und Koffer. Bräunerstr. 4, 1.Bezirk  www.scheer.at

A.W. Köchert

Seit mehr als 200 Jahren stehen die hochkarätigen Schmuckstücke des Hof- und Kammer-Goldschmieds und Juweliers für beste Qualität. Kaiserin Elisabeth schmückte sich gern mit Sternen Juwelier Köchert hat 27 Diamantensterne für sie angefertigt – als Haarschmuck, Anhänger, Broschen etc. Ein hübsches Geschenk: die nach Originalentwürfen neu aufgelegten Schmuckstücke der Kaiserin. Neuer Markt 15, 1.Bezirk  www.koechert.com

Seit 1814 eine Institution:  Juwelier Köchert (c)Wien Tourismus Paul Bauer

Seit 1814 eine Institution:  Juwelier Köchert (c)Wien Tourismus Paul Bauer

Hutmacherei Szaszi

Seit 1858 in der Mariahilferstraße zu Hause. Ein großer Teil des Mobiliars ist noch original. Im Vordergrund stehen altbewährte Klassiker wie Homburg, Melone, Zylinder, Steirer, Panama und sogar die berühmten Dreispitze der Wiener Hofreitschule. Alles nach Maß handgearbeitet. Mariahilferstr. 4,  7.Bezirk, www.szaszi.com

Mühlbauer

Seit 1903 die Nummer Eins unter den Wiener Hutmachern. Heute verteidigt Klaus Mühlbauer in vierter Generation den internationalen Ruf des Hauses. 35 Mitarbeiter fertigen rund 15 000 Modelle per Hand. Von klassisch bis trendy. Sie werden u.a. in Nobelkaufhäusern angeboten wie dem Londoner Harrods, dem Pariser Bon Marché und dem KDW in Berlin. Und an viele private Stammkunden geliefert – Brad Pitt soll sich 30 Exemplare pro Jahr nach Hause schicken lassen. Franz-Josefs-Kai 15, 1. Bezirk. www.muehlbauer.at

Augarten

In einem der schönsten Parks der Stadt steht ein Schloss, in dessen Prunkräumen während des 18. Jahrhunderts Mozart und andere Komponisten zu Morgenkonzerten aufspielten. Sein Saalgebäude dient seit 1923 als Stammhaus der berühmten Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Neben klassischen Tafel-Services besonders begehrt: die beiden nach den Entwürfen des Modeschöpfers Giambattista Valli im Haus gefertigten Kollektionen „En Plein Air“ und „Cairo Jaipur“. Obere Augartenstr. 1, 2.Bezirk www.augarten.at

KAFFEEHAUSROMANTIK

Als die Wiener Kaffeehauskultur 2011 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, hieß es in der Begründung: „Die Kaffeehäuser sind Orte, in denen Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht.“

Fast alles hausgemacht: im Café Diglas (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Fast alles hausgemacht: im Café Diglas (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Café Diglas

Kurz nach der Eröffnung des Stammhauses 1923 – heute gibt es insgesamt vier in der Stadt – mischten sich Stammgäste wie Franz Lehar und später O.W. Fischer unter das Kaffeehaus-Publikum. Unter den Klassikern auf der Karte: Sacherwürstl mit Senf & Kren, Schokoladenpalatschinken und Ribisel-Schaumschnitten nach Omas Rezept. Wollzeile 10

Café Central

Im April 1876 von Wenzel Prückel eröffnet, dem späteren Namensgeber des heutigen Ringstraßenlokals Café Prückel. Es war im 19.Jahrhundert einer der wichtigsten Treffpunkte der Intellektuellen. Unter den Stammgästen: Sigmund Freud und Hugo von Hofmannsthal. Heute gibt es in dem beliebten Literatencafé im Marmorsaal des Palais Ferstl immer noch Stammgäste, aber auch viele Touristen. Süße Klassiker: Dobos- und Malakofftorte, Mohn- und Cremeschnittten. Herrengasse 14

Immer wieder renoviert: das Café Central (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Immer wieder renoviert: das Café Central (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Bräunerhof

Das ehemalige Stammcafé von Thomas Bernhard blieb seit seinem Selbstmord 1989 unverändert. Der Service dezent wienerisch, die Mehlspeisen vorzüglich. Bei Regenwetter verzieht man sich mit einem Große Braunen und dem Figaro in eine der Nischen. Stallburggasse 2

Café Landtmann

Bei schönem Wetter sitzt man auf der Terrasse – gegenüber vom Burgtheater – und denkt an die unzähligen Politiker, Poeten und andere Künstler, die hier seit 1873 ein- und ausgegangen sind. Heute schauen alle ins Handy, damals kursierten Zeitungen in mehr als 20 Sprachen. Abgesehen von Frühstück und Kaffee & Kuchen gibt es hier täglich ein leichtes, leckeres Mittagsmenü zu kleinen Preisen. Dr.-Karl-Lueger-Ring 4

Café Museum

Das Café wurde in den 1950er Jahren von Albert Loos gestaltet. Zum Original Wiener Frühstück serviert man hier auch heute noch internationale Presse. Und auch die Schachtische haben eine lange Tradition. Friedrichstraße 6

Im Mid-Century-Look: das Café Museum (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Im Mid-Century-Look: das Café Museum (c)Wien Tourismus Christian Stemper

SCHNITZEL & TAFELSPITZ

Nichts für Vegetarier: die Laibspeisen der klassischen Wiener Küche

Plachutta Wollzeile

Das zeitgemäß renovierte Stammhaus ist jeden Abend gesteckt voll. Man sagt, es gehöre zu Wien wie der Stephansdom und das Riesenrad. Auf der großen Sommerterrasse drängt sich, was Rang und Namen hat, aber auch Familien und Freunde, die etwas zu feiern haben. Für Insider gibt’s hier den besten Tafelspitz der Stadt. Die Art, wie er serviert wird, eine reine Augenweide: das sorgsam gewählte beste Stück vom Rind im klassischen Kupferkesselchen, dazu knusprige Bratkartoffeln, Schnittlauchsoße, Kren und Rahmspinat. Das Supperl nicht zu vergessen.  Nachzukochen mit Hilfe des Kochbuchs „Plachutta Wiener Küche“, in dem Drei-Hauben-Koch Ewald Plachutta unter anderem sein berühmtes Tafelspitz-Rezept verrät. Unbedingt reservieren! Wollzeile 38  www.plachutta-wollzeile.at

Gmoakeller

Gelebte Wirtshaustradition seit 1858. Küchenchef Roland Wondrak mischt heutzutage Modernes unter die Wiener Klassiker: wie ein Rote Rüben Carpaccio mit Bärlauchpesto und Walnüssen oder Matjesfilet mit Apfelrahm und warmen Erdäpfelscheiben. Nicht wegzudenken: Tafelspitzsulz mit Kernöl und Zwiebeln und das Kalbs-Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat zu kommoden 23.80 Euro. Im Gastgarten sitzt man unter sonnengelben Schirmen. Am Heumarkt 25  www.gmoakeller.at

Tafelspitz mit voller Garnitur: Wirtshaus Gmoakeller (c)Wien Tourismus Julius Hirtzberger

Tafelspitz mit voller Garnitur: Wirtshaus Gmoakeller (c)Wien Tourismus Julius Hirtzberger

Meissl & Schadn Wien

Wien war auf dem Weg zur Weltmetropole, als 1896 am Neuen Markt das Hotel und Restaurant Meissl & Schadn seine Türen öffnete. Eine wahre Erfolgsgeschichte, bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1945. Heute kann man dort wieder das verheißungsvolle Klopfen hören, mit dem der Schnitzelkoch das Fleisch auf behutsame Weise plattiert. Wer es selbst probieren möchte, bucht einen Kochkurs in der Salonküche des Hauses. Die legendäre Schnitzel-Hochburg ist heute das kulinarische Aushängeschild des angesagten Hotels Grand Ferdinand, in einem denkmalgeschützten Haus an der Ringstraße. Seit Juni 2021 gibt es übrigens ein Zweitlokal in der Salzburger Getreidegasse.  Schubertring 10-12, www.meisslundschadn.at

Schnitzelkochkurs bei Meissl & Schadn (c)Wien Tourismus David Payr

Schnitzelkochkurs bei Meissl & Schadn (c)Wien Tourismus David Payr

KULINARISCHE KICKS

Neben Kaffeehaus- und Wirtshaus-Tradition steht in Wien – wie in keiner anderen Stadt – das Stammlokal an vorderster Front. Parallel dazu treiben Bar- und Gastroszene ständig neue Blüten.

Trzesniewski

Ein echter Zungenbrecher, doch all das, was man in den Auslagen entdeckt, sind reine Gaumenkitzler. Eine Schwarzbrotsorte, 32 verschiedene Aufstriche und Beilagen – die ideale Mittagsjause oder ein Happen zwischendurch. Federleicht, köstlich, bezahlbar. Dazu ein Pfiff (ein winziges Bier) und die Welt der Büromenschen und Flaneure ist wieder in Ordnung. Dorotheergasse 1 www.trzesniewski.at

Zum Schwarzen Kameel

Als Johann Baptist Cameel an dieser Stelle 1618 eine Gewürzhandlung eröffnete, gab er dem Haus für immer seinen Namen. Gut 200 Jahre später arrivierte unter gleichem Namen ein Feinkosthändler zum kaiserlichen Hoflieferanten. Und weitere 200 Jahre später ist die Besitzer-Familie Friese, die das Geschäft in den 1950er Jahren übernommen hat, weit über die Grenzen Wiens für ihre delikaten Gourmet-Sandwiches bekannt. Der saftige Beinschinken – wahlweise mit Kren oder pochiertem Wachtelei – ist legendär. Ich hatte bei meinem letzten Wien-Besuch das Glück, mit Haus-Sekt und Häppchen im Fiaker verwöhnt zu werden (siehe Foto oben). Das Gebäude in der Bognergasse wurde übrigens in der Jugendstil-Zeit erneuert, zuletzt 2017 rundherum liebevoll verschönert. Inklusive Feinkost-Büffet und dem angrenzenden Restaurant in lupenreinem Jugendstil. Bognergasse 5  www.schwarzeskameel.at

Einfach unwiderstehlich: die feinen Häppchen (c)Wien Tourismus Peter Rigaud

Einfach unwiderstehlich: die feinen Häppchen (c)Wien Tourismus Peter Rigaud


Fine-Dining Zum Schwarzen Kameel (c)Wien Tourismus Peter Rigaud

Fine-Dining Zum Schwarzen Kameel (c)Wien Tourismus Peter Rigaud


Silvio Nickol

Der talentierte Zweisternekoch steht für kulinarische Höchstleistungen in den überaus repräsentativen Räumlichkeiten des Palais Coburg, das gleichzeitig ein Hotel ist. Gut zu wissen: In den historischen Kellerräumen lagern rund 60 000 Wein- und Champagnerflaschen. Man kann der Kochkunst des ehemaligen Wohlfahrt-Schülers auf verschiedenerlei Art näherkommen: beim Champagner Brunch am 1. Sonntag im Monat, bei einer „kleinen Genussreise“ in sieben Gängen oder beim Kochkurs „Chef for a Day“: Man gehört von 14 bis 23 Uhr zum Küchen-Team (Kochkenntnisse nicht erforderlich), genießt das gemeinsame Abendessen und kommt möglicherweise mit einem neuen Spitznamen heim. www.palais-coburg.com

Konstantin Filippou

Mit seinen seinen dunklen Locken, halb Grieche halb Österreicher, und seiner lebendigen Art demonstriert der Zweisternekoch Liebe und Leidenschaft für alles, was er tut. Das alles in zwangloser Atmosphäre. In seinem aktuellen 8-Gänge-Menü konzentriert er sich auf Fisch und Meeresfrüchte. Mittags serviert er ein leichtes Business-Lunch in drei Gängen. In seinem Kochbuch erinnert er sich an die Rezepte seiner Großmutter, die inzwischen auch die Grundlage für die Produkte seines Online-Shops liefern. www.konstantinfilippou.com

Tian

Paul Ivic hatte vor Jahren nicht nur den Mut, eins der ersten rein vegetarischen Restaurants zu eröffnen, er erkochte sich auch noch einen Stern im Guide Michelin. Und hält ihn seit 2014 sowie vier Hauben im Gault Millau (18 von 20 Punkten). Die Basis seiner veganen und vegetarischen Gerichte: fair erzeugte Produkte aus der Region. Himmelpfortgasse 23, www.tian-restaurant.com

&flora

Zur Zeit eine der beliebtesten Brunch-Adressen der Stadt (sonntags á-la-Carte von 8 bis 16 Uhr) . Entspanntes Weekend-Feeling wird in dem modernen Café-Bistro perfekt in Szene gesetzt. Küchenchefin Parvin Razavi hat überwiegend Frauen im Team. Das Prinzip ihrer abwechslungsreichen Küche mit orientalischem Touch: „from Root to Leaf“. Kräuter und Gemüse erntet sie im eigenen Dachgarten. Bis auf Müsli-Varianten ist das klassische Frühstück tabu. Da geht es eher um Gaumenschmeichler wie Labneh-Kreationen mit Rübenfeige oder Kürbisspalten-Granatapfel-Haselnuss-Salsa. Breite Gasse 9, www.undflora.at

Roberto American Bar

Von den vielen traditionellen wie brandneuen Bars nenne ich hier nur eine. Ich kannte Roberto Pavlovic -Hariwijadi jahrelang als guten Geist der legendären Loos Bar in der Kärntner Straße und war immer wieder tief beeindruckt. Nicht nur, dass er als Mixologe meisterhaft ist, er erinnert sich nach Tagen noch daran, was der jeweilige Gast beim letzten Besuch getrunken hat. Und hat diese wunderbar unaufdringlich aufmerksame Art, die man sich von einem Bartender wünscht. Nach 15 Jahren in der Loos Bar war es 2014 Zeit für eine eigene Bar. Während in der von Albert Loos gestalteten 4,40 mal 6 Meter-Bar Marmor und Messing dominieren, zeigt sich das Ambiente der Bar am Bauernmarkt eher opulent. Der Eyecatcher: ein raumfüllender Lüster, an dessen Ketten mehr als 80 000 Süßwasserperlen aufgefädelt sind. Als Roberto, gemeinsam mit seiner Frau Alexandra, vier Jahre später eine zweite Bar eröffnete, wurden die Perlen durch schwarze Swarovski-Kristalle ersetzt. Inzwischen sind es schon drei American Bars in der Stadt. Bauernmarkt 11-13, www.robertosbar.com

VISIONEN & AUFBRUCH

150 JAHRE WIENER WELTAUSSTELLUNG

Im Jubiläumsjahr schmückt sich Wien mit einem Kaleidoskop themenbezogener Ausstellungen. Herausragendes trifft auf handverlesene hauseigene Sammlungen.

MAK, das Museum für angewandte Kunst (c)Wien Tourismus Paul Bauer

MAK, das Museum für angewandte Kunst (c)Wien Tourismus Paul Bauer

PANORAMA VIENNA

Der Wiener Prater präsentiert eine ausgefallene, 34 Meter hohe Ausstellungsfläche – in Erinnerung an die abgebrannte Rotunde der Wiener Weltausstellung. In Zukunft zu sehen: großflächige Bilder und Kunstwerke, die nur im Panoramaformat zur Wirkung kommen.

Ab Frühjahr 23  www.panoramavienna.com

HOUSE OF STRAUSS

Im historischen Casino Zögernitz entstand ein Museum mit einer Dauerausstellung, die der Strauss-Dynastie gewidmet ist. In Zukunft auch als Forum für Konzerte und andere Kultur-Events. Wird demnächst eröffnet: ein Restaurant unter Regie von Küchenchef  Stefan Glantschnig. www.houseofstrauss.at

Infos zu weiteren Events im Jubiläumsjahr: www.wien.info/vision

AKTUELLE AUSSTELLUNGSHIGHLIGHTS

Steht für Tradition und Moderne: die Albertina (c)CvP

Steht für Tradition und Moderne: die Albertina (c)CvP

BELVEDERE

Eins der wichtigsten Kunstmuseen der Stadt feiert dieses Jahr seinen 300. Geburtstag.

„Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst“

Eine Sonderausstellung zur Geschichte dieser außergewöhnlichen Kulturinstitution. bis 7. Januar 2024 im Unteren Belvedere

www.belvedere.at

KUNSTHISTORISCHES MUSEUM

Der Prachtbau im Stil der Neorenaissance beherbergt u.a. die umfangreichen Sammlungen der Habsburger.

Raffael. Tapisseriedesign im Wandel“,

26.September bis 14.Januar 24 www.khm.at

Märchenhaft: der Park von Schloss Schönbrunn (c)Wien Tourismus Paul Bauer

Märchenhaft: der Park von Schloss Schönbrunn (c)Wien Tourismus Paul Bauer


Der Rathausplatz während des Filmfestivals (c)Wien Tourismus Christian Stemper

Der Rathausplatz während des Filmfestivals (c)Wien Tourismus Christian Stemper

WIENER SILVESTERPFAD

Vielleicht noch etwas früh, aber er muss unbedingt erwähnt werden. Für alle, die Silvester wankelmütig sind, ein toller Tipp! Der Kern der Wiener Innenstadt verwandelt sich am 31.Dezember in eine einzige Partywiese. Ab 14 Uhr, www.wienersilvesterpfad.at

Alle Events auf einen Klick: www.events.wien.info

Die kostenlose Super-App für alles Wissenswerte, inklusive Vienna City Card: ivie, www.ivie.wien.info